Ausfahrt auf der Royal Enfield Continental GT

Der Kommunikator

Royal Enfield ist die älteste noch existierende Motorradmarke der Welt und hat ein "modernes" Bike rausgebracht. Sie ist everybodies Darling und ein echter Hingucker. Ich hatte das Vergnügen, sie ein paar Tage lang fahren zu dürfen und habe durch sie jede Menge neuer Leute kennengelernt

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Der Kommunikator 15 Bilder
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Von
  • Ingo Gach
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München, 29. Mai 2014 – Die Royal Enfield Continental GT ist ein sehr kommunikatives Motorrad. Sobald der knallrote Café Racer auftaucht, zieht sie unweigerlich neugierige Blicke auf sich und irgendjemand quatscht einen innerhalb der 60 Sekunden, die man braucht, um das Motorrad abzuschließen, garantiert ungefragt an: „Ein netter Oldtimer!“ „Nö, die ist nagelneu!“ „Aha, selber umgebaut?“ „Nö, direkt aus dem Laden!“ Spätestens jetzt erntet man nur noch verständnislose Blicke.

Vielleicht sollte man einen Aufkleber auf dem Tank anbringen: „Älteste Motorradmarke der Welt“, es würde dem Fahrer viele Erklärungen ersparen. Royal Enfield begann 1901 mit dem Bau von Motorrädern und fabriziert seitdem ununterbrochen. Ab 1955 bauten die Briten ihre Bullet auch in Madras/Indien. Das sollte sich als überlebenswichtig für die Marke herausstellen, denn 1967 schloss Royal Enfield seine Werkstore in England. Auf dem Subkontinent hingegen erfreute sich die Bullet wachsender Beliebtheit und schließlich wurde sie sogar nach Europa exportiert. Inzwischen liegen die Namensrechte an Royal Enfield ganz in indischer Hand, bei der Eicher Motors Limited. Von der Enfield Classic und Bullet – Letztere seit 1933 im Programm – entstehen jedes Jahr rund 35.000 Stück in Handarbeit. Seit 2009 sogar mit Einspritzung, mit deren Hilfe sie Abgaswerte erreicht, um in der EU überhaupt noch eine Zulassung zu erhalten.

Royal Enfield sucht nach Neuem

Doch die indische Geschäftsführung wollte etwas, nun ja, „Neues“ haben, was in Europa gut ankommen würde. Ergo wandte man sich an die renommierte Firma Harris in Großbritannien, die einen Rahmen konstruieren sollten und vergab den Design-Auftrag an Xenophya Design, die unter anderem auch schon für Triumph Modelle entworfen hatten. Heraus kam die Continental GT, eine Enfield im Renntrimm. Sie wirkt flach und lang, mit Stummellenkern und kleinem Höcker versehen. In Kombination mit dem luftgekühlten 535-Kubik-Einzylinder wirkt sie tatsächlich so archaisch, als stamme sie aus den 1960er-Jahren.

Dem geübten Auge fallen natürlich sofort die Brembo-Bremse am Vorderrad und die gelben Federn der Paioli-Stereofederbeine samt Druckausgleichbehälter an der Hinterhand auf. Zugegeben, ein kleiner Stilbruch, aber sinnvolles Zugeständnis an die Sicherheitsanforderungen der Moderne.

Sound aus längst vergangenen Tagen

Wie verhält sich eine neue, alte Maschine? Erstaunlich unkompliziert, sieht man mal von dem lästigen Chokehebel am Lenker ab, der bei kühlen Temperaturen notwendig ist. Den Kickstarter ersparen wir uns, zum Glück verfügt die Continental GT auch über einen E-Starter. Der Sound des Singles ist ein Gedicht, wie ein Hit aus längst vergangenen Tagen, der sich wieder ins Gedächtnis dröhnt. Ein tiefes, basslastiges Brabbeln kommt aus der verchromten Auspuffanlage. Kurze Gasstöße erzeugen eine wohlige Gänsehaut beim Fahrer.