Die „R“-Klasse

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Grundiert – nicht lackiert
Die Mercedes-Konstrukteure dachten offenbar, wo das Blech nicht zu sehen ist, brauche man auch keine aufwendige Lackierung. Deshalb wurde der gesamte Unterboden der 168er-Modelle lediglich grundiert, jedoch nicht lackiert. Eine Versiegelung mit Wachs oder Unterbodenschutz hielt man ebenfalls für überflüssig, schließlich gibt es auch noch eine Unterbodenverkleidung. Die Folge ist, dass der gesamte Unterboden an den Verbindungs- oder Montagestellen zweier Bauteile im Rost erblüht. Die hinteren Kotflügel sind ebenfalls anfällig, auch hier fehlt eine zusätzliche Versiegelung -- vorne kann glücklicherweise nichts passieren, dort sind die Kotflügel aus Kunststoff.

Organische Lücken
Beim Nachfolgemodell 169 sollten Rostprobleme erst gar nicht auftreten können, deshalb verzinkte Mercedes die Karosserie sowie die Blech-Anbauteile wie Türen, Motorhaube und Heckklappe. Doch auch hier leisteten sich die Konstrukteure einen peinlichen Patzer: Bei den Anbauteilen Türen, Motorhaube und Heckklappe wurden die Innenbleche nur mit einer sogenannten organischen Beschichtung versehen, jedoch erst nachdem an den Blechfalzen und Spalten die dauerelastische Dichtmasse aufgetragen war. Im Ergebnis rosten deshalb die Türen, Heckklappen und Motorhauben genau in diesem Bereich, was sich in Bläschenbildung unter dem Lack gleich neben den Nähten äußert. Erst nach Entfernung der Dichtmasse tritt das wahre Ausmaß der Anrostung zutage.

Kulante Sanierung
Immerhin lässt Mercedes die Kunden nicht im Regen stehen, sondern scheint um sein Image bemüht zu sein und übernimmt die Verantwortung für diese Konstruktionsfehler. Wird zum Beispiel bei einem 168er Modell Rostbefall an den Türen, am Unterboden oder am Stahltank entdeckt, stellt die Werkstatt einen Kulanzantrag bei Mercedes und der Automobilbauer übernimmt die nötigen Kosten für die Sanierung. Diese dauert durchaus bis zu zwei Wochen, da zunächst Hinterachse sowie alle Anbauteile entfernt, der Unterboden gesandstrahlt und neu grundiert werden muss. Anschließend kommt eine dicke Schicht Unterbodenwachs auf die Grundierung und das Auto wird wieder zusammengesetzt. Der verrostete Tank wird ebenfalls erneuert und die Türen falls nötig nachlackiert. Der Kunde zahlt dabei höchstens die Miete für einen Ersatzwagen, aber auch hier zeigen sich einige Werkstätten sehr kulant und gewähren Rabatte oder stellen den Wagen sogar kostenlos bereit.