Diesel-NOx-Katalysator ASDS: Emission impossible?

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Eingebaut wird auch ein Steuergerät mit lesendem Zugriff auf die Bordelektronik und eine Dosiereinheit. Bei vorhandenen SCR-Kats kann sie an bestimmten Stellen vor dem SCR-Kat eingebaut werden, bei Nachrüstungen ohne werksseitigen Katalysator wird ein eigener montiert. Der große Vorteil gegenüber der Harnstoff-Technologie besteht darin, dass das Ammoniak gasförmig zugeführt wird. Um es aus seinem Speicher zu lösen, muss dieser auf lediglich 55 Grad Celsius erhitzt werden, nicht aber die Zuleitung und die Dosierdüse. Dazu sind maximal nur rund 150 Watt erforderlich. Eine Regelung der Abgastemperatur durch zusätzliche Nacheinspritzungen fällt ebenfalls weg, so dass ein Verbrauchsvorteil um die drei bis fünf Prozent je nach Betriebsbedingungen zu erwarten ist. Zudem ist auch keine Drosselung des Abgasstroms in der Mischzone nötig, was den Strömungswiderstand im Auspuff senkt.

Frühere Wirkung und Verbrauchsvorteil

Durch die gasförmige Zudosierung kann die Reaktion bereits ab 100 Grad Abgastemperatur beginnen. Die SCR-Technologie mit AdBlue hingegen funktioniert erst bei rund 200 Grad Celsius. Das bedeutet einen großen Vorsprung bei niedriger Temperatur von Motor, Umgebung oder beidem. Klassischerweise tritt das Problem zu geringer Diesel-Abgastemperatur bei niedriger Last auf. Kühle Motoren erzeugen zwar viel weniger Stickoxid, doch ist auch die Abgasreinigung temperaturabhängig. Im Stadtbetrieb kühlen Dieselmotoren prinzipbedingt wegen des enormen Luftüberschusses bei Teillast regelrecht aus – der NOx-Anteil im Abgas kann dann auf herkömmlichem Weg nicht mehr bewältigt werden. Zudem entstehen durch die gasförmige Eindüsung selbst bei niedriger Temperatur keine Ablagerungen, wie sie unzureichend verdampfender Harnstoff erzeugen kann.

Amminex hat gegenwärtig Omnibusflotten in Dänemark, Schweden und Großbritannien mit seiner Technik ausgerüstet und evaluiert sie telematisch im Testbetrieb. Dabei zeigen sich langfristige NOx-Reduktionsraten von 85 bis 99 Prozent, auch bei Außentemperaturen unter minus 20 Grad. Faurecia vermeldet stolz: „Das System wurde bereits auf über 30 Millionen Kilometern unter echten Fahrbedingungen getestet und hat dabei 360 Tonnen NOx eingespart. Die Alternative, AdBlue, reduziert bei gleichen Fahrbedingungen in der Stadt deutlich weniger NOx.“ Faurecia hat den Auftrag erhalten, 20.000 Busse und Nutzfahrzeuge in Seoul mit seiner ASDS-Technologie nachzurüsten, wie das Unternehmen gestern meldete.

Der Beweis der Gebrauchstüchtigkeit von ASDS ist längst erbracht, der Preis soll auf ähnlichem Niveau liegen wie für eine AdBlue-SCR-Nachrüstung. Faurecias Technikchef Christophe Bouly ist optimistisch, dass ASDS der „neue Standard in NOx-Reduktion“ werden könnte, schließlich habe Amminex nur die Hälfte des Volumens von AdBlue und arbeite gerade im Winter effizienter. Ob es sich unter den möglichen Alternativen, welche die Politik diskutieren wird, durchsetzen kann, ist allerdings völlig ungewiss. Sein größter Vorteil ist auch sein größter Nachteil: ASDS funktioniert nicht mit Adblue und ist damit trotz besserer Wirkung ein Wettbewerber mit Handikap. Man kann einen unverdienten Sieg des besser eingeführten Systems befürchten – ähnlich wie einst im Formatkrieg zwischen VHS und Betamax. (fpi)