Nenn' mich nicht Cruiser

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Überarbeitet wurde auch die zweigeteilte, besonders breit geschnittene Sitzbank. In niedrigen 770 Millimetern nimmt eine Sitzmulde das Hinterteil des Piloten auf und bietet ihm eine willkommene Stütze beim kräftigen Anrauchen. Die Ergonomie mit tiefen Fußrasten ist durchaus bequem und bietet nun genügend Bewegungsfreiheit, nur der extralange Tank spannt kürzere Figuren etwas nach vorn an den konischen Lenker. Für Beifahrer kann der serienmäßige Sitzhöcker abgenommen und elegante Soziusfußrasten aus geschmiedetem Aluminium ausgeklappt werden, dann gleitet auch ein Haltegriff in T-Form aus dem Ende der Sitzbank. Allzu lang dürften es Beifahrer dennoch nicht auf dem straffen Polster aushalten.

Überraschend leichtfüßig

Das liegt auch am Fahrkomfort, der eher den Ambitionen sportlicher Naturen entgegen kommt. Die mächtige 50er Upside-Down-Gabel und das geschickt unter der Einarmschwinge platzierte Federbein sind komplett einstellbar und bieten eine sportlich-straffe Abstimmung, die viel zu dem neutralen und handlichen Fahrverhalten beiträgt, das man einem solchen Berg von Motorrad nicht zugetraut hätte - der ellenlange Radstand und die überbreite 240er Heckwalze sehen nach cruisertypisch sturem Geradeauslauf aus. Doch die Ducati belehrt Daten-Theoretiker und Skeptiker in der Praxis nachhaltig eines Besseren.

Überraschend leichtfüßig lässt sich die Italienerin in Schräglage bringen und biegt flott und ohne Umschweife selbst durch Haarnadelkurven. Stoisch hält sie ihre schräge Bahn und den eingeschlagenen Kurs, und in Geradefahrt zeigt sie eine linientreue Stabilität. Nur Asphaltverwerfungen und schnelle Fahrbahnstöße in Schräglage mag sie nicht komplett verdauen, da wird es dann schon mal schnell ungemütlich. Dann hilft ein beherzter Griff in die ABS-bewehrte Bremsanlage, um die brachialen Brembo-Stopper aus dem Supersport-Regal zu heftigen Verzögerungen zu bewegen. Übrigens hält sich hier die Aufstellneigung in engen Grenzen.