Ein Ausflug mit dem neuen VW Beetle Cabriolet

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Santa Monica (Kalifornien/USA), 5. Dezember 2012 – Nein, von der Blume im Cockpit wollen die Macher des zweiten Beetle nicht mehr wissen. Beim Vorgänger war noch ein Platz dafür vorgesehen, der Nachfolger soll sich dagegen vom ursprünglichen Käfer emanzipieren. Wie gut das gelungen ist, wollten wir bei einer kleinen Ausfahrt an der Westküste der USA wissen.

Image-Wechsel

Eineinhalb Jahre nach der Vorstellung des geschlossenen Beetle soll ab Februar 2013 das Cabriolet für Fahrspaß unter freiem Himmel sorgen. Länger, breiter, sportlicher und - vor allem - maskuliner als der Vorgänger soll der offene Beetle wirken. Das Image des Frauenautos will VW mit dem New Beetle gerne ablegen. Die Zeit wird zeigen, ob dieses Vorhaben tatsächlich gelingt.

Die Grundproportionen mit stämmiger Karosserie, breiten Radhäusern und vielen Rundungen übernimmt das Cabriolet weitgehend vom geschlossenen Bruder. Die straff sitzende schwarze Stoffmütze öffnet sich auf Knopfdruck binnen 9,5 Sekunden vollautomatisch. Das Verdeck legt sich hinter den Fondsitzen zusammen. Darüber kann von Hand eine „Persenning“ montiert werden, die wie schon beim Urahnen vor Schmutz schützt.

Es herrscht Ruhe

Offen bietet der Beetle so viel Frischluft-Vergnügen, wie man das von einem Cabriolet erwarten darf. Wie der Vor-Vorfahre, der erstmals 1949 vom Band lief, verzichtet der Enkel auf einen feststehenden Überrollbügel. Im Falle eines Überschlags fährt hinter den Rücksitzen ein automatischer Überrollschutz aus. Geschlossen wird das Stoffverdeck ebenfalls per Knopfdruck in elf Sekunden. Zusätzlichen eineinhalb Sekunden genehmigt sich die Elektrohydraulik, um das Dach im Rahmen der Windschutzscheibe zu verankern. Geschlossen greift das Cabriolet die Form des Coupés auf. Die Rundumsicht nach hinten ist äußerst bescheiden, doch in diesem Punkt gleicht der Beetle den meisten Konkurrenten mit Stoffmütze. Hinsichtlich Dichtheit und Geräuschdämmung verrichtet das Verdeck aber hervorragende Arbeit. Zumindet bis Tempo 120 dringt kein Zischen, kaum ein Windgeräusch und kein Tropfen Wasser in den Innenraum. Das Beetle Cabriolet ist also nicht nur ein Auto für Sonnenschein.

Schlichtes Cockpit

Für die Passagiere verspricht Volkswagen vier vollwertige Plätze. Die beiden Sitze im Fond können für kurze Wegen genutzt werden, langstreckentauglich sind sie für Erwachsene aber keinesfalls. Es geht sehr eng zu, gibt kaum Beinfreiheit und die Rückenlehnen stehen zu steil. Letztere lassen sich im Gegensatz zum Vorgänger jetzt umklappen. Die dadurch entstehende Durchreiche in die Fahrgastzelle ist allerdings nicht sonderlich groß. Der Kofferraum ist schlecht zugänglich und bietet mit 225 Liter Volumen maximal Platz fürs Wochenendgepäck. Der zweitägige Sommerausflug sollte allerdings kein Problem darstellen. Das Beetle-Cockpit ist schlicht und übersichtlich, wie man es in modernen Autos nur noch selten findet. Auf Wunsch kann sie auch in der Wagenfarbe geordert werden, also etwa in gelb, rot oder blau. Es ist allerdings zu befürchten, dass die Lackflächen im Laufe der Zeit sichtbare Gebrauchsspuren und Kratzer bekommen.

Zu viel des Guten

VW bietet den Käfer-Erben mit fünf verschiedenen Motoren ab: Benziner mit 105, 160 und 200 PS sowie Diesel mit 105 und 140 PS. Die beiden von uns gefahrenen Topmotorisierungen geben naturgemäß wenig Anlass zur Kritik, was die Fahrleistungen betrifft. Der etwas raue 2.0 TDI mit 140 PS sorgt für strammen Durchzug bereits aus dem Drehzahlkeller. Mit einem Normverbrauch von 5,1 Liter gibt sich der Selbstzünder zudem genügsam. Der deutlich sportlichere 2.0 TSI mit 200 PS gefällt durch ambitionierte Fahrleistungen und seinen Klang, der ein wenig an die einstigen Boxermotoren im Heck des Käfers erinnert. Sein Verbrauch im NEFZ liegt bei 7,6 l/100 km. Beide Motoren liefern mehr, als man in einem Cabrio eigentlich braucht, zumal der starke Benziner an die teure Sport-Ausstattung gekoppelt ist. Wer es nicht ausgesprochen eilig hat, dürfte mit den kleineren Maschinen nicht wesentlich schlechter fahren.

Erstaunlich straff fällt das Fahrwerk des Beetle aus. Das sorgt zwar für Spaß in Kurven, könnte für einen gemütlichen Cruiser aber auch etwas komfortabler federn. So sind Querfugen relativ deutlich zu spüren. Gegen Aufpreis baut VW ein noch härteres Sportfahrwerk ein.

Vergleichsweise günstig

Das Beetle Cabriolet startet als 1.2 TSI bei 21.350 Euro, der günstigste Diesel 1.6 TDI kostet 23.800 Euro. Der Aufpreis gegenüber dem geschlossenen Modell beträgt jeweils 4200 Euro. Auch wenn es sich auf den ersten Blick nicht so anhört, so ist der Beetle – sieht man von Smart und Fiat 500 ab – eines der günstigsten Cabrios auf dem deutschen Markt. Ganz lösen wollte man sich bei VW vom Image des Käfers übrigens nicht: Gegen jeweils 50 Euro Zuzahlung sitzt ein großer „Käfer-“ oder „Volkswagen“-Schriftzug auf dem Heck.