Einfach eine Enduro
Keine Frage, die CRF 250 L zielt mehr in Richtung Alltagstauglichkeit, denn Motocrossstrecke. Allein die Sitzhöhe ist mit 875 mm um glatte 55 mm niedriger als die der Yamaha, was es auch Normalgewachsenen gestattet, mit den Füßen den Boden zu erreichen.
Eine fĂĽr jeden Tag
Die CRF sieht im vollen Offroad-Ornat zwar wild aus, erweist sich beim Fahren aber als brav. Der Pilot freut sich über eine lässige Sitzposition am breiten Lenker und ist jederzeit Herr der Lage, denn Handlichkeit ist ihr großer Trumpf. Wo andere Biker noch ihren Fünf-Zentner-Koloss um die Kurve wuchten, ist die kleine Honda schon längst durchgewischt. Beschleunigungswunder darf man natürlich nicht erwarten, aber zum zügigen Mitschwimmen in der Stadt ist die Leistung völlig ausreichend. Der Trick auf der Landstraße besteht darin, die Drehzahl nicht fallen zu lassen. Das erfordert fleißige Schaltarbeit im butterweich zu schaltenden Sechsganggetriebe. Der kleine Einzylinder erweist sich selbst bei hohen Drehzahlen als sehr angenehm, da er so gut wie keine Vibrationen kennt.
Höchstgeschwindigkeit? Naja, mit flach liegendem Piloten quält sich die Anzeige im digitalen Display, das die komplette Informationszentrale beinhaltet und erstaunlich gut ablesbar ist, auf 134 km/h. Effektiv dürften es rund zehn Stundenkilometer weniger sein, aber dafür liegt die Honda ruhig auf der Straße, trotz grobstolliger Enduroreifen. Zum Verzögern reicht eine Bremsscheibe mit Zweikolbenbremse am Vorderrad. Zwar ist sie nicht gerade bissig, aber stoppt das Fliegengewicht doch stets in akzeptablen Distanzen.
Geländeausflüge inklusive
Der eigentliche Spaß beginnt mit der CRF 250 L abseits befestigter Pfade. Kurz auf den nächsten Feldweg abgebogen und die kleine Honda eröffnet neue Welten. Sie spurtet über Löcher und Wellen und in der Kurve lässt sie auch schon mal kurz driften. In großer Schräglage schiebt sie leicht über das Vorderrad, weil das Heck etwas zu tief liegt. Erst wenn das Terrain sehr holprig wird, stößt das eher weich gedämpfte Fahrwerk an seine Grenzen, aber Gelände-Einsteiger und Hobby-Enduristen dürften trotzdem begeistert sein. Wenn man will, macht die CRF 250 L auch an der Eisdiele Eindruck. Stilecht mit hohen Federwegen und knalligen Graphics auf den Plastikteilen sieht sie dafür sogar ausreichend nach Hardenduro aus.
Richtig attraktiv ist auf jeden Fall der Preis. Verlangt Yamaha satte 6995 Euro für seine 250er-Enduro, muss man beim Honda-Händler nur 4490 Euro plus Überführungskosten auf die Theke legen und bekommt eine wirklich hübsche Alltagsenduro für alle Lebenslagen, die so gut wie alles mitmacht, was so anfällt zwischen Büro und Baggersee.