Elektrisch liefern: der Nissan e-NV200
Das ist weiterhin eine Rarität. Lediglich die beiden Nissan sowie zwei Mitsubishi (Outlander PHEV und Electric Vehicle) können das. Es ist unverständlich, dass die CCS-Technik hier noch nicht gleichgezogen hat, denn jedes Kabel kann prinzipiell Strom in beide Richtungen liefern. Es fehlt also am Willen und außerdem an einer klaren Standardisierung bei CCS.
ZurĂĽck auf den Fahrersitz des e-NV200. Die Tour ist viel relaxter als bei den Varianten mit Verbrennungsmotor. Das Ding schiebt an, kein Geknurre und Geschalte, man surrt druckvoll durch die Stadt und hat Aufmerksamkeit fĂĽr den Verkehr frei.
Ein Blick ins Heckabteil zeigt eine Fläche mit Platz für zwei Europaletten. Die maximale Nutzlast beträgt 695 kg, und in der Länge bis hinter die Sitze sind 2,04 Meter möglich. Für den Nissan gibt es bereits diverse Ausbauten fürs Handwerk oder andere Gewerbe (sinnvoll für einen Stadtlieferwagen) bis hin zu Campingeinrichtungen, die in einem batterieelektrischen Kastenwagen allenfalls eine kleine Gruppe von Hardcore-Elektroautofahrern interessieren dürften.
Hoher Preis trotz E-Prämie
Der Schuh drückt wie so oft beim Preis, denn da verstehen die Geschäftsführer der kleinen und mittelständischen Unternehmen keinen Spaß. Inklusive Batteriekauf – die kann analog zum Leaf wahlweise geleast werden – beträgt der Grundpreis 25.310 Euro (Benzinmotor ab 14.540 Euro, Diesel ab 16.400 Euro). Netto wohlgemerkt, wie im Betriebsleben üblich. Die E-Prämie von 4000 Euro (jetzt brutto) stockt Nissan auf 5000 Euro auf und kann abgezogen werden. Die Topausstattung Premium beginnt bei 29.528 Euro netto, und die gleichwertige Version mit Fenstern und Sitzplätzen hinten namens Kombi kostet ab 30.068 Euro netto inklusive Batterie.
Im Zusammenhang mit batterieelektrischen Autos wird gerne vom Use Case gesprochen, also dem Einsatzzweck, für den es geeignet ist und sich im besten Fall amortisiert. Das dürfte beim e-NV200 schwierig werden. Die Richtung, in die es gehen muss, sieht ungefähr so aus: Für maximale Flexibilität brauchen Sie einen DC-Ladepunkt. Um den auszulasten, setzen Sie mehrere Fahrzeuge ein. Vielleicht produzieren Sie sogar Strom zu einem unschlagbaren Preis selbst. Und darüber hinaus fahren Sie viele, viele Kilometer, damit sich der Unterschied zwischen Strom- und Dieselpreis läppert.
Zugegeben, diese Wirklichkeit ist noch nicht da oder eine Ausnahmeerscheinung. Heute stehen auf der Habenseite des e-NV200 die Entlastung des Fahrers sowie die Einsatzfähigkeit zum Beispiel in Innenräumen (Hallen, Untertage) und die Sorglosigkeit vor urbanen Fahrverboten. Angesichts einer Viertelmillion verkaufter batterieelektrischer Autos durch Nissan ist aber klar, dass die Zukunft hoffnungsfroh betrachtet werden kann. Die Kosten für den Akku werden weiter fallen. Die leisen weißen Kästen haben eine Zukunft.