Elektrische Antriebskonzepte auf der IAA

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Am weitesten ist aber Daimler mit dem Smart. Auch weil bei ihm schon in den 1990ern ein elektrischer Antrieb angedacht war, macht er als Elektroauto einen konzeptionell sauberen Eindruck. Wie wir aus eigener Erfahrung wissen, überzeugt er auch in der Praxis: Der durch die Batterie niedrigere Schwerpunkt beruhigt das Fahrverhalten den Stadtflitzers deutlich. Ab nächsten Frühjahr wird man ihn kaufen können, wohl für knapp 16.000 Euro plus einer monatlichen Nettomiete von 60 Euro für die Batterie.

Daimler setzt auf Wasserstoff

Der Smart steht derzeit schon fast prototypisch für ein Großserien-Elektroauto, das in erster Linie für die Stadt gedacht ist. Für längere Strecken setzt Mercedes nach wie vor auf Brennstoffzellenfahrzeuge. Die Technik hat jüngst wieder Aufwind erhalten, weil die Erzeugung von Wasserstoff von manchen wieder positiver beurteilt wird als noch vor wenigen Jahren. Neuestes "Baby" der Daimler-Entwickler ist der Mercedes F125, mit dem die Entwickler geradezu ein Ideen-Feuerwerk abbrennen. So besteht zum Beispiel der Wasserstoff-"Tank" im F125 aus einer wabenförmigen Struktur, die flexibel in der Karosserie verteilt werden kann. Als Plugin-Hybrid kann der F125 zudem auch rein elektrisch fahren, das Laden der neuartigen Lithium-Schwefel-Batterie ist berührungslos möglich. Sicher, der F125 ist Zukunftsmusik, zeigt aber, dass Daimler weiter eisern auf Brennstoffzellenautos setzt, weil die Batterie bei ausgewachsenen Autos viel zu wenig Reichweite bietet.

Schlank ist günstiger

Es sei denn, man betreibt radikales Downsizing – nicht des Antriebs, sondern des ganzen Fahrzeugs, weil nur so eine leichte und deswegen billigere Batterie vernünftige Reichweiten erlaubt. In dieser Hinsicht sind drei Studien von Audi, VW und Opel wegweisend, wobei der VW Nils am konsequentesten ausfällt: Als kleiner Einsitzer ist er ein reines Pendlerfahrzeug, hinten gibt es noch ein wenig Stauraum – aber eine Batterie mit 5,2 kWh Energieinhalt genügt für eine alltagstaugliche Reichweite von 65 Kilometern. Im Audi Urban Concept dagegen können zwei Personen sitzen, schräg gegeneinander versetzt, sodass auch der Audi-Vorschlag kaum größer als ein Go-Kart ausfällt. Auch Opel demonstriert die Kostenvorteile eines kleinen Elektroautos: Dem Opel RAK e sollen rund 5 kWh für eine Fahrstrecke von 100 Kilometern genügen, wodurch er werbewirksam zum "1-Euro-Auto" wird. Für alle drei dieser Elektro-Seifenkisten gilt: Wenn sie den Kunden gefallen, dürfte eine Serie kein allzu großes technisches Problem darstellen. Schwierigkeiten dürfte aber das Crashverhalten bereiten, zumal EU-Regularien nicht mehr die Freiheiten lassen wie einst bei einer BMW Isetta oder dem Messerschmidt Kabinenroller. Und schließlich muss einer der Hersteller erst einmal den Mut fassen: Beispiele wie der Audi A2 oder der 3-Liter-Lupo zeigen, wie gnadenlos unwillig Autokäufer sein können, wenn ihnen der Preis zu hoch ist.