Elektrische Antriebskonzepte auf der IAA

Inhaltsverzeichnis

Nüchtern betrachtet muss man auch im September 2011 konstatieren: Elektroautos bleiben noch Exoten, die wichtigsten serienmäßigen Neuerscheinungen sind mit jenen von Renault und Smart eigentlich genannt. Etwas habhafter geht es bei den Hybridfahrzeugen zu, wobei Japan bei ihnen weiterhin die Nase vorne hat. Toyota baut seine Prius-Familie aus, es gibt ihn mit einem kleinen + versehen bald auch als Minivan. Honda hat den Insight überarbeitet – sein CO2-Austoß beträgt nun nur noch 96 g/km. Mit dem Jazz hat Honda zudem den einzigen Hybrid-"Kleinwagen" im Programm, Toyota folgt wohl im nächsten Frühjahr mit dem Yaris. Die Europäer sind unterhalb der Oberklasse derzeit nur durch PSA Peugeot/Citroen vertreten, die elektrischen Komponenten des Hybridantriebs stammen immerhin von Bosch und wären auch von anderen Herstellern leicht zu adaptieren.

Getriebe für Elektromotoren

Wie gesagt: Zulieferer können sich im Allgemeinen wenig Spielereien leisten. Wenn sie in eine Entwicklung investieren, kann man eine gewisse Ernsthaftigkeit unterstellen. Der Getriebehersteller Getrag zum Beispiel stellte schon vor gut zwei Jahren den "Boosted Range Extender" vor – ein Hybridkonzept, das einen seriellen und parallelen Hybrid miteinander vereint und nennenswerte rein elektrische Reichweiten erlaubt. Mittlerweile ist der Antrieb in Verbindung mit einem Dreizylinder-Benziner in einem Ford Fiesta im Testbetrieb. Zudem stellt Getrag auf der IAA das 2eDCT600 vor, welches möglicherweise einen neuen Trend aufzeigt: Das Zweigang-Doppelkupplungsgetriebe sorgt dafür, dass ein Elektromotor mit einem besseren Wirkungsgrad betrieben werden kann, Getrag verspricht einen Verbrauchsvorteil von bis zu zehn Prozent. Das DKG hat in diesem Fall einen besonderen Charme: Weil es eben nur zwei Gänge hat, muss zwischen ihnen nur noch umgekuppelt werden, was sich bei einem Elektroantrieb trotz der hohen Drehmomente ruckfrei gestalten lässt. Der einfache Aufbau führt zudem zu einer sehr kompakten Bauweise.

Buntes Hybrid-Allerlei

Das Motto zu den Getrag-Aktivitäten heißt "Discover the Global Power", womit wieder der Alltag grüßt: Der Automobilmarkt wird mittlerweile stark von den Anforderungen in China geprägt. Doch auch dort ist die Entwicklung der "reinen" Elektromobilität vorläufig etwas ins Stocken geraten. Gefragt sind Kompromisslösungen auf dem Weg dorthin – im weitesten Sinne Plugin-Hybride, die alltagstaugliche elektrische Reichweiten erlauben. Die Serienlösungen und Vorschläge sehen derzeit höchst unterschiedlich aus: Toyota setzt weiter auf den leistungsverzweigten Hybridantrieb, die meisten anderen Hersteller auf einen parallelen Hybridantrieb. Bosch und PSA favorisieren eine räumliche Trennung von Verbrennungs- und Elektromotor. GM hat im Volt/Ampera einen (weitgehend) seriellen Hybrid auf die Beine gestellt. Die kompakte Getrag-Lösung im Ford Fiesta verbindet Parallel- und Seriellbetrieb. Der große Vorteil all dieser Plugin-Hybride: Man kann sich mehr oder weniger stark der Elektromobilität annähern, ohne auf Langstreckenfähigkeit verzichten zu müssen. (ggo)