Espresso Racer

F. B Mondial HPS 300i

Die italienische Marke F. B Mondial erlebt gerade ihre Wiedergeburt. Im Gegensatz zu anderen wiederauferstandenen Marken könnte der Versuch von Erfolg gekrönt sein, denn die Kombination von italienischem Design und chinesischem Motorradbau zeigt sich harmonisch

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F. B Mondial HPS 300i 15 Bilder
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  • iga
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23 PS würden normalerweise unter Bikern eher Gähnanfälle hervorrufen – wären sie nicht so interessant verpackt wie bei der kleinen Italienerin. Die Mondial 300i wird beim Streifzug durch die City ganz bestimmt viele neugierige Blicke und Fragen auf sich ziehen. Die 250er verdichtet die Stilmittel des angesagten Café Racer so gekonnt, dass sie neben den anderen Retrobikes wie ein Espresso neben einem Lungo wirkt: kleiner und schwärzer.

Motor von Piaggio made in China

F. B Mondial ist heute kaum noch jemandem ein Begriff, aber die Marke der Brüder Carlo, Luigi, Ettore, Giuseppe und Ada Boselli – für sie steht das „FB“ („Fratelli Boselli“) – hat in den 1940er bis -50er Jahren reichlich WM-Titel gesammelt. Der Erfolg währte jedoch nicht ewig und 1979 ging F. B Mondial Pleite. Erst 2014 wagte Pierluigi Boselli, ein Nachfahre der Gründerfamilie, einen Neustart.

Unsere „komische“ Schreibweise mit einem Punkt ist aus reiner Not an das Firmenlogo angelehnt. Nicht einmal auf der Website des Unternehmens findet man einen – nun ja – Anhalts-Punkt zur korrekten Schreibung. Dort kann man mal „FB“, mal „F.B“ und auch „F.B.“ lesen. 2017 kam zunächst die HPS 125i mit dem legendären Markennamen auf den Markt, und machte mit allerliebstem Retro-Design auf sich aufmerksam. F. B Mondial gab offen zu, dass „HPS“ ganz zeitgeistlich für „Hipster“ stand.

Nun legt die Marke mit einem 250er-Einzylindermotor von Piaggio nach, die Bezeichnung HPS 300i stapelt also ein wenig hoch. Gefertigt wird das Motorrad bei Zongshen in China, was F. B Mondial-Geschäftsführer Cesare Galli mit niedrigen Produktionskosten erklärt, nur so war der günstige Listenpreis von 4095 Euro zu erreichen. Eine Produktion in China ist schon lange nicht mehr mit Qualitätsmängeln gleichzusetzen, auch BMW lässt Motoren in China fertigen.

Fake-Höcker

F. B Mondial hat es geschafft, mit relativ einfachen Stilmitteln einen Café Racer auf die Räder zu stellen, der ganz unweigerlich Blicke auf sich zieht. Ein schwarz lackierter Stahlrohrrahmen bildet das Rückgrat, darauf thront ein langgezogener Tank mit Einbuchtungen für die Knie des Fahrers, wie es vor einem halben Jahrhundert bei Sportmotorrädern üblich war. Dahinter schließt sich ein Sattel mit einem vermeintlichen Rennhöcker an.

In Wirklichkeit ist das allerdings ein getarnter Soziussitz, der entschieden nicht der obersten Gestaltungsregel „form follows function“ gehorcht: Viel Platz bietet der Fake-Höcker nicht und zumal er auch noch nach hinten abfällt, möchte wohl niemand längere Zeit als Passagier dort hocken. Zur Führung des Vorderrads griffen die Ingenieure zu einer modern wirkenden Upside-down-Gabel, während an der Schwinge zwei nostalgische anmutende Federbeine zum Einsatz kommen.

Trendige Stilmittel

Speichenräder sind bei einem Retro-Bike natürlich Pflicht und in Anbetracht der übersichtlichen Leistung beließen es die Entwickler bei einem eher schmalen Hinterreifen im Format 130/80-17. Dass sie aber bei einem Straßenmotorrad zu einem grobstolligen Reifen griffen, nur weil das bei Customizern gerade „in“ ist, hätte wirklich nicht sein müssen. Auch folgt F. B Mondial dem merkwürdigen Trend, keine durchgehende Abdeckung über das Hinterrad zu stülpen.