Parallelpakete

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Kritik gab es wenig. Das Fahrwerk war in allen Generationen so weich, dass es bei besonders heißem Wetter schon sehr schaukelte, mit langen schwarzen Strichen aus den Ecken (ein Indiz für eine unterdämpfte Hinterhand). Die vorderen Bremsen wurden mit Gepäck steile Alpenpässe hinunter so heiß, dass der Bremshebel stark wanderte. Der Motor ging mit der Airbox in der Tankattrappe ein schnarrendes Schwingungsverhältnis ein, das viele nervte. Und die Karl-Dall-Doppelscheinwerfer konnte man so einer Zielgruppe nicht antun, sie lehnte sie vielfach komplett ab. Das klingt jetzt dramatischer, als es war. Fragt man typische F-Kunden, was sie stört, kommt meistens: "Nix."

An einigen dieser Punkte gibt es mit dem Modellupdate eine deutliche Verbesserung. Den neuen Einzelscheinwerfer finden wieder Einige nicht schön, aber man vergleiche ihn einfach mit vorher und schweige dann. Laut Entwicklungs-Chef findet sich im Leuchtdreieck vorne ein gewisser Teil CAD-Daten der Husquvarna Nuda 900.

Leider wird es keine BMW F 900 RR mit 95-PS-Nuda-Motor und semiaktiven Fahrwerk geben. Ich habe gefragt. Drei Mal. Pro Stunde. Nein. Was es jedoch gibt, ist die Bremsanlage eines deutlich schwereren Motorrads, nämlich die der R 1200 R. Diese Bremse staucht die neue F 800 derart zusammen, dass es vielleicht wie bei Ducati-Superbikes wieder Downgrader der Bremsanlage geben, aber normalere Menschen sehr erfreuen wird.

Krapfendämpfung

Es staucht halt auch deshalb so stark, weil das Fahrwerk immer noch weich ist wie ein frischer Krapfen und daher bei so einem kompakten Krad stark arbeitet bei Radlastveränderungen. Es gibt ein ESA (Dämpfungsverstellung in Presets vom Lenker aus), das nur auf die Zugstufe des Federbeins wirkt, denn das bleibt die einzige Dämpfungseinstellung der F 800 R. Die 305 Euro fürs ESA würde ich mir daher sparen und am kleinen Rädchen händisch von "zu weich" auf "viel zu weich" oder zurück stellen. Eine bewährte Aufrüstung der F 800 waren andere Gabelfedern vorne nebst zäherem Öl plus ein gescheites Federbein hinten. Kostenpunkt 400 bis 600 Euro; Unterschied ungefähr eine Welt.