Fahrbericht Honda CBR 1000 RR Fireblade / SP

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Im Blick nach vorn dominiert ein neuer TFT-Farbbildschirm, der drei verschiedene Layouts bietet und neben den üblichen Anzeigen Informationen über das neue Elektronikpaket visualisiert: Über eine Taste am linken Lenkerende sind drei vorgegebene und zwei vom Fahrer frei konfigurierbare Fahrmodi schnell und einfach anwählbar, das klappt wirklich intuitiv. Die durch das erstmals von Honda bei einem großen Reihenvierer angewendete Ride-by-wire-System möglichen Modi regeln die Art der Kraftentfaltung (fünffach), steuern die schräglagenabhängige Traktionskontrolle mit verknüpfter Wheelie-Kontrolle (in neun Stufen) und die Motorbremswirkung (dreifach). Trotz der Fülle an Informationen bietet die gut strukturierte Anzeige alles Wichtige überschaubar dar.

Schon nach den ersten, zum Reifenaufwärmen und Wiedererinnern vorsichtigen Runden auf dem extrem fordernden Racetrack steht fest: Diese Fireblade ist so agil wie noch keine vor ihr – und klingt genau so unerwartet aggressiv aus dem Endtopf. Mühelos lässt sich die Tausender umlegen und in satter Schräglage um die rot-weißen Randsteine biegen. Neue, konventionell einstellbare Showa-Federelemente halten guten Kontakt zum Untergrund und sorgen für eine gute Straßenlage. Wird’s flotter, halten die Tokico-Stopper die Dynamik zwar gut im Zaum, können mich aber nicht restlos überzeugen: richtig knackig fühlt sich die Bremse nicht an, und der Druckpunkt wandert bisweilen. Für meinen Geschmack greift das neuerdings mit einem Bosch-Schräglagensensor verfeinerte ABS vor manchen Ecken zudem zu früh ein – vermutlich nicht wegen der Blockiergefahr am Vorderrad sondern eher wegen des anhebenden Hecks. Honda-typisch gibt’s auch keine Möglichkeit, den Blockierverhinderer abzustellen. Und die vielen kniffligen Ecken machen klar, dass die 2017er-Auflage nicht an die gutmütige Souveränität all ihrer Vorgängerinnen heran kommt – diese Blade ist ein reinrassiges Rennpferd. Der versteckt vor dem Tank angebrachte elektronisch geregelte Lenkungsdämpfer bekommt jedenfalls an einigen Ecken gut zu tun und ich bin froh, dass er die Front so effektiv beruhigt.

Kein Hintern-Tritt

Zwischen den Kurven dreht der Reihenvierer drehzahlgierig nach oben und schiebt erfreulich druckvoll auch aus niedrigen und mittleren Drehzahlen an. Das lässt jedoch noch keinen Rückschluss auf einen direkten Vergleich mit den Wettbewerbern zu. Was sich nicht geändert hat, ist das harte Ansprechen nach völligem Schließen des Gasgriffs – was Rennfahrer aber ohnehin nicht tun, wurde mir gesagt.