Fahrbericht KTM 1290 Super Duke GT

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Das konkrete Testmotorrad produzierte seltsame Geräusche vorne in der Gabel. Die Dämpfung funktionierte meistens normal, manchmal krachte es fürchterlich über Fugen. Dieses Verhalten hätte ich auf der Präsentation sicher bemerkt, sodass ich es dem konkreten Testfahrzeug zuschrieb. Auch die Vortester, mit denen ich zur Abstimmung telefonierte, berichteten über ähnliche Erfahrungen. Ein KTM-Mechaniker hat sich daher nach dem Test die Maschine angesehen. Sie fährt wirklich anormal. Das Lenkkopflager musste nachgezogen werden und die Gabel wird untersucht. Ein Vergleich mit einer Händlermaschine zeigt: Das Krachen gehört nicht zur Technik.

Fahrhilfen

Die GT übernahm die schräglagenabhängige Traktionskontrolle der nackten Super Duke und bekam obendrauf das Kombi-Kurven-ABS (Bosch MSC) und die Berganfahrhilfe. Da mich die Berganfahrhilfe auf der Präsentation nur störte beim Rangieren, schaltete ich sie ab und nie mehr ein. Den Rest beließ ich jedoch für die meiste Zeit in den Standard-Straßensettings. Auf kaltem, oft nassem oder schmierigen Asphalt bremste ich entsprechend früher, sodass außer bei zwei Bremsungen über Riffel keine ABS-Eingriffe zu verzeichnen waren. Die dynamische Bremskraftverteilung des MSC funktioniert bei diesem schweren Motorrad unmerklich und gut, kein Vergleich zur leichten 690 Duke R, wo zumindest ich eher mit ihr kämpfe. Die Traktionskontrolle arbeitet auf dem hohen Niveau der nackten Super Duke.

Motor

Dem 75°-V2-Motor kann ich den ganzen Tag zuhören. Das war schon so seit der ersten Generation mit 950 ccm. Ich habe ihm diesmal wieder zwei 8-Stunden-Fahrtage am Stück zugehört. Er trommelt herrlich im unteren Drehzahlbereich. Er röhrt oben sportlich heraus. Und er geht der Umgebung dabei nicht mit zu viel Krach auf die Nerven. Viel Geräusch kommt nur beim Fahrer an, und so sollte es auch sein, finde ich. Der Fahrer ist der Einzige, der das Geräusch eines Tourenkrads hören möchte und als Drehzahlmesser verwenden kann.

Über die Leistung und das Drehmoment dieses Motors ist viel geschrieben worden. Ja, das Ding hebt dir im dritten Gang noch ohne Kupplung das Vorderrad. Nein, es ist selbst mit abgeschalteter Wheelie-Control nicht gefährlich. Im Gegenteil fährt sich der Monstermotor mit seinen tadellosen Manieren viel einfacher als der ruppige 990er damals. Auf Tour verwendet man die vorhandenen 173 PS ohnehin nur sehr, sehr selten, hauptsächlich auf der offenen deutschen Autobahn. Auf der Landstraße bist du sehr schnell zu schnell damit. Es hat trotzdem seinen eigenen Reiz, immer mit außerhalb der Autobahn unendlichen Leistungsreserven zu fahren. Das hat schon die Hayabusafahrer damals fasziniert.

Der Preis der Leistung: Die GT verbrauchte 7,1 bis 7,6 Liter auf 100 Kilometer mit je mindestens einem Kaltstart und 6,7 Liter warm zu warm betankt – Fahrweise witterungsbedingt eher vorsichtig. Korrekturfaktor hier: das Winterwetter, das bei Motorrädern stets für einen signifikanten Mehrverbrauch sorgt. Tatsächlich spürt man jeden Kaltstart mit der entsprechenden Kaltlaufphase sehr deutlich in der letztendlichen Tankreichweite. Also bei Kälte kein besonders sparsamer Motor, aber zusammen mit dem 23-Liter-Tank passt die Reichweite sehr gut. Irgendwas müssen 173 Pferdchen einfach trinken.