Die Entdeckung der Langsamkeit

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Allein schon dieser große, verchromte Rundscheinwerfer erstrahlte in zeitloser Schönheit. Die Glühlampe darin übrigens nicht ganz so, sie war ein wenig düster, wenigstens hier hätte sie ihren Vorbildern aus dem vergangenen Jahrhundert nicht nacheifern müssen.

Entspannte Sitzposition

Die Sitzposition passte mir ausgezeichnet: entspannt, aufrecht und ein kleines bisschen nach vorne orientiert, der Kniewinkel optimal. Lag darin das Geheimnis der gutmütigen Beherrschbarkeit?

Eine Yamaha R6 zoomte sich mit kreischendem Motor an mir vorbei, der Fahrer in einteiliger Lederkombi stauchte die Rennsemmel vor der Kurve heftig zusammen und fegte in voller Schräglage hindurch. Der Idiot! Ja, zugegeben, hätte ich auf dem hochgezüchteten Sportler gesessen, wäre ich wahrscheinlich genauso gefahren, aber auf der Bonneville verspürte ich für so ein Verhalten in dem Moment nur Verachtung. Es war die Entdeckung der Langsamkeit, das Genießen des Augenblicks, die Leidenschaft für die sanfte Kraft des Paralleltwins. Ich war verliebt in dieses Motorrad. Vor meinem geistigen Auge ging ich schon das Zubehör durch, mit dem ich die Bonneville T100 aufpeppen würde. Ich rief die Werkstatt an und schob einen fadenscheinigen Grund vor, die Tiger erst am nächsten Tag aus der Inspektion abholen zu können. Ich wollte mit der Bonnie die Nacht verbringen. (mfz)