Fahrbericht Triumph Scrambler 1200 XE

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Ein kleiner Dreh am Gasgriff, und die Scrambler 1200 drückt mit Wucht vorwärts. Dabei läuft der Zweizylinder dank zweier Ausgleichswellen sehr sanft und fast vibrationsfrei. Der Motor wurde jedoch für den Einsatz in der Scrambler neu abgestimmt und hat weniger Schwungmasse als ihre Schwester Bonneville, damit sie flotter hochdrehen kann. Ein nach oben verlegter Doppelrohr-Auspuff ist typisch Scrambler. Der optionale Arrow-Auspuff am Testexemplar aus gebürstetem Edelstahl verwandelt die Salven aus dem Motor in sonoren Sound, der nie zu laut wird. Der Schlag in tiefer Tonlage verrät den reichlichen Hubraum.

Tiefes Eintauchen, aber sehr kurzer Bremsweg

In dem Retro-Bike steckt modernste Elektronik. Es bietet sechs Fahrmodi, neben „Rain“, „Road“, „Sport“, „Offroad“ und einem konfigurierbaren Modus „Rider“ verfügt die XE, im Gegensatz zur XC, noch über „Offroad Pro“, der ABS und Schlupfregelung für den engagierten Geländeritt komplett deaktiviert. Auch findet sich nur in der XE eine Trägheitsmesseinheit (IMU), die neben dem Kurven-ABS auch ein schräglagenabhängiges Driften ermöglicht.

Bei der Vorderradbremse musste ich gleich zweimal hinschauen: Dort arbeiten zwei radiale Brembo-M50-Monoblock-Bremszangen, die Bremsscheiben sind schwimmend gelagert. Diese sündhaft teuren Edel-Bremsen findet man eigentlich nur an Superbikes. Ob man die zwingend an einer Scrambler braucht, sei dahingestellt, aber die Triumph beeindruckt mit einem sehr kurzen Bremsweg. Allerdings taucht die lange Showa-Gabel beim harten Ankern weit ein.

Im Modus „Sport“ geht die Scrambler 1200 XE noch einen Ticken direkter ans Gas und dreht noch flotter hoch als im „Road“-Programm, wobei die Maximalleistung von 90 PS gleich bleibt.

Üppige Bodenfreiheit

Das Fahrverhalten der Scrambler 1200 XE ist gutmütig, präzise, aber nicht übertrieben handlich. Ihre Alu-Schwinge ist mit 539 Millimeter um 32 Millimeter länger ausgefallen und der Lenkkopfwinkel mit 63,9 Grad um 0,3 Grad flacher gestellt als an der XC-Version. Die XE kommt somit auf einen Radstand von 1570 Millimeter, das sind 30 Millimeter mehr als an der XC. Die Maßnahme soll bei hohen Geschwindigkeiten im Gelände für ruhigen Geradeauslauf sorgen. Doch auch auf kurviger Landstraße kann die hochbeinige Scrambler sehr schnell und vor allem sehr schräg unterwegs sein. Bei der üppigen Bodenfreiheit von 250 Millimeter dauert es nicht nur im Gelände sehr lange, bis etwas aufsetzt. Der Fat-Bar-Lenker ist um 65 Millimeter breiter als an der XC und hilft, die XE ohne großen Kraftaufwand abzuwinkeln. Die serienmäßigen Handprotektoren verfügen über Aluminiumbügel, die Hebel und Finger vor gröberen Schäden schützen.

Pfiffiges TFT-Cockpit

Eigentlich ist die Scrambler für das entspannte Landstraßen-Cruisen prädestiniert, aber dank des druckvollen Motors ist man oft schneller unterwegs als gedacht. Es empfiehlt sich, den Tacho im Auge zu behalten. Die zentrale Einheit ist rund und zeigt eine virtuelle Drehzahlmessernadel auf dem TFT-Display, während die Geschwindigkeit in Ziffern angezeigt wird. Rechts und links des Rundinstruments befinden sich in je einem Halbkreis weitere Informationen, die sich per Wählhebel am linken Lenkerenden durchscrollen lassen. Die Darstellung kann in zwei „Themen“ gezeigt werden. Die Alternative ist ein nostalgisch anmutender Tacho im Rundinstrument. Die Drehzahlanzeige verschiebt sich damit in den linken Halbkreis. Noch dazu können die Darstellungen entweder schwarz oder weiß unterlegt werden.