Fahrbericht Triumph Scrambler 1200 XE

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Mittels eines ab Herbst erhältlichen, optionalen Bluetooth-Moduls lässt sich das Handy mit dem Display koppeln und per Tasten können nicht nur das Telefon und die Musik bedient, sondern auch eine GoPro-Kamera und Google-Maps (hierfür ist eine Triumph-App notwendig) gesteuert werden, dabei erscheinen Richtungspfeile zur Navigation im Cockpit.

Sinnvolle Details

Es sind die Details, die zeigen, mit welchem Enthusiasmus die Entwickler bei der Sache waren. Das Endstück des Fußbremshebels lässt sich mit Hilfe einer Feder in Sekundenschnelle etwa einen Zentimeter höher einstellen, um das Stehendfahren im Gelände zu erleichtern. Die Beifahrer-Fußrasten abnehmbar und der Motorblock wird von einer soliden Aluminiumplatte geschützt. Überhaupt ist die Serienausstattung ausgesprochen üppig mit unter anderem kompletter LED-Beleuchtung, Tagfahrlicht, schlüsselloser Zündung, anpassbarer Lenkerposition, radialem Brembo-Handbremshebel MSC 19.21, der nicht nur im Abstand zum Griff einstellbar, sondern auch im Achsabstand variabel ist, Handprotektoren, hinterleuchteten Schaltereinheiten, Tempomat, Griffheizung und USB-Ladebuchse.

Souverän auch im Gelände

Wer den Modus „Offroad Pro“ aktiviert und damit ABS und Schlupfregelung lahmlegt, erlebt mit der Triumph einen Mörderspaß auf losem Untergrund. Die Metzeler-Tourance-Reifen sind zwar eher Straßen- denn Enduroreifen, aber dennoch bauen sie erstaunlich guten Grip auf. Hier zahlt sich neben dem schluckfreudigen Fahrwerk auch das 21-Zoll-Vorderrad aus. Die Scrambler 1200 XE schwebt über tiefe Löcher, nimmt lässig kurz hintereinander auftauchende Bodenwellen und driftet souverän im Schotter. Sie absolviert sogar kleine Sprungeinlagen klaglos, so lange man das Trockengewicht von 207 Kilogramm berücksichtigt. Es empfiehlt sich allerdings, vorher die Druckstufe an der Gabel und den beiden Federbeinen einige Klicks zu erhöhen.

Erfolg auf der Rallye

Zu was die Scrambler 1200 XE in der Lage ist, bewies der kalifornische Stuntfahrer Ernie Vigil. Er meldete sich und die neue Scrambler bei der berüchtigten Rallye NORRA Mexican 1000 an. Es bedeutete fünf Tage Tortur durch tiefen Sand und über harte Felsen auf einer nur minimal modifizierten Serien-Scrambler (Motormapping, Kat ausgebaut, Sitz und Beleuchtung angepasst), inmitten eines Pulks von 450er-Sportenduros. Doch Vigil erreichte nicht nur nach einer reinen Fahrtzeit von 26 Stunden, 6 Minuten und 58 Sekunden das Ziel auf der Triumph, sondern belegte sogar Platz fünf in seiner Klasse und Gesamtrang 17. Ihre Feuertaufe hatte die Scrambler 1200 XE mit Bravour bestanden.

Komfortable Sitzbank

Doch die Scrambler 1200 XE kann noch mehr, nämlich Touren. Ihre komfortable Sitzbank und die entspannte Sitzhaltung lassen auch lange Strecken bedenkenlos zu. Bequem ist es auch für eine zweite Person auf dem hinteren Teil. Selbst über die Gepäckunterbringung hat man sich bei Triumph Gedanken gemacht. Passend zum Retro-Stil bietet ein optionaler Gepäckträger das Verzurren einer Gepäckrolle an, ein Tankrucksack findet sich im Zubehör ebenso wie eine 25 Liter große Satteltasche aus Nylon für die linke Seite, rechts verhindert der hochgelegte Auspuff das Anbringen einer weiteren Tasche. Mit einem Verbrauch von im Schnitt 5,1 Liter kommt die Scrambler dank eines 16-Liter-Tanks knapp über 300 Kilometer weit, bevor ein Tankstopp fällig wird. Die Tankwarnleuchte meldet sich schon, wenn noch etwa drei Liter im Spritbehälter schwappen.

Hoher Schwerpunkt, praxisfremder Auspuff

Kritik? Ein Nachteil der riesigen Federwege macht sich beim Rangieren bemerkbar, der hohe Schwerpunkt des vollgetankt 225 Kilogramm schweren Motorrads erfordert einiges an Kraft, um das Bike in die gewünschte Position zu schieben. Die hochgelegte Auspuffanlage vergrößert nicht nur die Schrittbogenlänge, sondern grillt auch, trotz des Hitzeschildes, im Stop-and-go-Verkehr den rechten Oberschenkel. Bei Tachoanzeige 183 km/h regelt die Scrambler gnadenlos ab, obwohl sie absolut ruhig auf der Straße liegt und nicht einmal ansatzweise pendelt. Ihre Café-Racer-Schwester Thruxton R rennt dagegen 217 km/h, ohne dass Triumph bedenken hätte. (fpi)