Fahrbericht VW T-Roc 2.0 TSI 4Motion

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Frontassistent mit Fußgängererkennung, Spurverlassens- und Totwinkelwarner, Auspark-Helfer, Abstandsregeltempomat können Probleme vermeiden helfen, noch besser aber fänden wir es, wenn einige davon gar nicht erst entstehen würden. Den Totwinkelassistenten würde man sicher weniger häufig benötigen, wenn der Blickwinkel nach schräg rückwärts größer wäre. Das ist nun allerdings kein T-Roc-spezifisches Problem, aus dem man ja noch vergleichsweise gut nach hinten sehen kann.

Beim ersten Anfahren reißt der T-Roc so ungestüm an, dass man bei der nächsten Gelegenheit gleich etwas demütiger mit dem Pedal umgeht. Der Antritt ist wohl ein Resultat aus früh einsetzendem Drehmoment des Motors (mit fühlbar kleinerem Turboloch als im VW Arteon mit seinem größeren und somit trägeren Lader) und der Auslegung der Anfahrkupplung. Sie wird wohl zu ihrer Schonung so zügig wie möglich und nur so komfortabel wie nötig eingerückt. Das ist technisch sinnvoll, führt aber zu brüskem Anfahren beim unachtsamen Umgang mit dem Fahrpedal. Das DKG bietet so immer noch nicht die Kultur vergleichbarer Einheiten anderer Hersteller und nach mehreren Millionen produzierter Getriebe glauben wir nicht mehr, dass Volkswagen die noch erreichen wird. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn abgesehen vom charakteristischen Anriss beim sorglosen Gasgeben bietet das Getriebe fast immer sehr fein verschliffene Gangwechsel, auch beim manuellen Schalten.

Laut ist der T-Roc selbst bei forcierten Tempo nicht. Auf „dynamisches Fahr-Erleben“ getrimmtes bassiges Wummern aus dem Motorraum oder publikumswirksames Auspufffurzen, wie bei anderen Autos mit „Sport“ im Namen, verzichtet er dankenswerterweise. Überraschend gut hörbar sind vor allem die Bremsen. So ein lautes Verzögerungsgeräusch hatte ich zuletzt vor 30 Jahren, als ich einmal ausgesprochene Billig-Beläge auf den vorderen Scheibenbremsen meines 2CV ausprobierte. Erstaunlich. Möglicherweise ist es in einem anderen T-Roc aber ganz anders, je nach Zulieferer des Belagmaterials.

Verschiedene Gefühlsebenen

Die Lenkung arbeitet im T-Roc Sport als sogenannte Progressivlenkung mit variabler Lenkübersetzung, deren Übersetzung beim Einlenken zunehmend direkter wird. Das wirkt erst einmal etwas künstlich. Sehr schnell jedoch gewöhnt man sich an diese leichtgängige Handlichkeit, führt den T-Roc zielgenau am gerade noch angenehm dünnen Lenkradkranz. Das Ganze bleibt ohne spürbaren Antriebseinfluss, solange man es nicht übertreibt oder Schnee auf der Fahrbahn liegt.

Erst bei größeren Unebenheiten spürt man die fahrdynamische Auslegung des Sportfahrwerks mit seinen rund zehn Millimeter kürzeren Federn. Solange es bei kleineren Anregungen bleibt, bietet es eine Menge Komfort. Einen Anteil daran hat die hintere Einzelradaufhängung der Allradmodelle, die Verbundlenkerkonstruktion der Fronttriebler stiftet naturgemäß etwas mehr Unruhe. Die optionalen, in unserem Exemplar eingebauten adaptiven Dämpfer bieten verschiedene Gefühlsebenen, bewirken allerdings keine entscheidenden Unterschiede in der Fahrdynamik.

Ein spürbares Plus der Antriebstechnik ist die spätendenwollende Traktion und die stabilisierende Wirkung der beiden angetriebenen Achsen, wenn man es auf dem glatten Untergrund übertreibt. Wir zwangen den T-Roc auf leicht verschneiten Bergstraßen oft nur mit sanfter Gewalt in den Grenzbereich. Die Antriebskraft liegt normalerweise vorn an und wird in kaum zu spürenden Sekundenbruchteilen bis zu 50 Prozent nach hinten abgezweigt. In der Wirkung ist das zwar fast immer ähnlich wie ein permanenter Allradantrieb, es so zu bezeichnen, ist aber dennoch nicht korrekt von Volkswagen: Fast immer ist es sogar besser, weil die variable Kraftverteilung zur Vermeidung von Gierimpulsen eingesetzt werden kann. Nur ganz selten auch mal schlechter. Den Unterschied kann man am besten im Kontrast zu einem Frontantriebs-T-Roc spüren.