Fiat 130: Image essen Auto auf

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Nichts auszusetzen gab es am Fahrwerk. Fiat musste technisch einen großen Sprung wagen und legte eine Punktlandung hin. Rundum gab es Einzelradaufhängung. Vorn mit Drehstabfedern und Stabilisatoren, hinten mit Längslenkern. Entschleunigt wurde per Scheibenbremsen. Die servounterstützte Kugelumlauflenkung von ZF ließ das Fahrzeug erstaunlich leicht wirken.

Gefertigt wurde der Fiat 130 in Rivalta. Ein nagelneues Werk, das 1967 eröffnet wurde, um die Extravaganzen der Modernisierungs-Offensive zu produzieren. Hier wurden die Coupé-Modelle 850 Sport, 124 Sport und der Dino gebaut.

Bei all diesem Aufwand wird klar, dass sich Fiat der schwierigen Konkurrenzsituation bewusst war. Die Italiener mussten und wollten alles richtig machen. Als das Fahrzeug Anfang 1969 auf den Markt kam, gehörte der vor allem Daimler-Benz. Die Firma hatte 1968 in Italien 4450 Mercedes verkauft. Obwohl die Autos bis zu 25 Prozent mehr kosteten als in Deutschland und die Wartezeiten zwischen zehn und zwölf Monaten lagen, hätten sie auch doppelt so viele absetzen können. Doch in Stuttgart kamen sie mit der Produktion nicht nach.

Ungleiches Duell mit Mercedes

Der Fiat 130 sollte den Deutschen die Parade fahren. Er war auf einem Preisniveau mit dem Mercedes 250 und deutlich günstiger als ein Jaguar XJ6 oder ein BMW 2800. Auch die italienische Regierung unterstützte Fiat und orderte gleich einen ganz Schwung Fahrzeuge für höhere Angestellte.

Aber es sollte nicht sein. Die Oberschicht wollte keinen Fiat fahren. Zu sehr hing der Marke das Image der billigen Massenmobilität an. Die Händler hatten keine Ahnung, wie sie die entsprechende Kundschaft in den Showroom kriegen sollten, wo der 130 dann zwischen Klein- und Mittelklasse stand. Es war ein Teufelskreis, den die Limousine nicht durchbrechen konnte. Bis 1976 wurden keine 15.000 Stück gefertigt.

Auch das Coupé, von dem ab 1971 insgesamt 4493 Stück bei Pininfarina gefertigt wurden, konnte das Ruder nicht rumreißen. Dessen Design (von Paolo Martin und Leonardo Fioravanti) gilt, anders als das der Limousine, allerdings als ikonisch. Rolls Royce griff für die Optik des Camargue gerne zu – was ja nicht das schlechteste Erbe ist.Immerhin hat Fiat aus dem 130 gelernt. Bis heute sollte es der letzte Ausflug in die Oberklasse bleiben. (fpi)