Formula Student in Hockenheim

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Lose Schraube, aber bestes Design
Nicht gut lief es für das TUfast Team der TU München, die den Design Award gewinnen konnten. Wegen einer losen Schraube am hinteren Bremssystem konnte der Wagen den Endurance Event nicht beenden und damit nicht mit nach vorne fahren. Mehr Glück hatte das zweite Grazer Team von der FH Joanneum Graz. Beim letzten Test vor der Endurance fiel der Motor aus. Diagnose: Zylinderkopfschaden. Das Team wechselte binnen vier Stunden den Motor und konnte die Endurance erfolgreich zu Ende fahren. Im Gesamtergebnis belegten die Grazer dann den dritten Platz.

Vielfältige Konstruktionen
Ein Gang durch das Fahrerlager ist ein echtes Erlebnis. Die Konstruktionen könnten vielfältiger kaum sein. Gitterrohrrahmen konkurrieren mit Monocoques, feinstes Carbonmaterial mit Gaffatape, feinste Aerodynamik mit Seifenkisten. Viele Teams setzen auf Motorradmotoren, die innerhalb der Hubraumbegrenzung von 600 Kubikzentimeter liegen. Sie erreichen nicht ganz die Originalleistung, weil das Reglement einen Innendurchmesser von 20 mm für den Lufteinlass vorgibt. Im Formelrennwagen aber stellen sich Anforderungen, die es im Motorrad nicht gibt. So baut ein Rennwagen Querbeschleunigungen auf, während sich ein Motorrad in die Kurve legt. Mit Trockensumpfschmierungen und Schwallblechen muss die Ölversorgung gewährleistet werden.

Keine Geheimniskrämerei
Die Teams betreiben keine Geheimniskrämerei, sondern führen stolz ihre Lösungen vor. Man hilft sich gegenseitig, wo man nur kann. Wer Unterstützung braucht, lässt per Ansage nach Experten oder Teilen fragen. Die Jury zeichnete das Team aus Delft mit dem Sportsmanship Award aus, weil sich die Niederländer als außerordentlich hilfsbereit erwiesen hatten.

Echte Sportsleute
Der gegenseitige Austausch und das kollegiale Verhältnis der Teams untereinander sollten aber nicht über das Engagement und den Siegeswillen der Teilnehmer hinwegtäuschen. Man kämpft halt weniger gegeneinander als für die eigene Sache. Die Teams agieren als selbstständige kleine Unternehmen – in Deutschland zumeist als e.V. geführt – und finanzieren sich aus Sponsorengeldern. Neben Ingenieuren sind deshalb auch Betriebswirte gefragt, die den kaufmännischen Teil sowie Organisation und Öffentlichkeitsarbeit übernehmen. Zwanzig Stunden kann ein Student wöchentlich ganz locker in dieses Unternehmen hineinstecken. Das mag das Studium um ein oder zwei Semester verlängern. Und erscheint dennoch als eine äußerst sinnvolle Investition in die eigene praxisnahe Fortbildung. (Volker Weber) (ggo)