Grenzüberschreitung

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In den höheren Klassen geht es nicht mehr ohne die selektive katalytische Reduktion (SCR) mit wässriger Harnstofflösung. Nach den bisherigen Ergebnissen bietet dieses Verfahren das größte Potenzial, die Abgase unter wirklich allen Bedingungen effektiv in den Griff zu kriegen. Der Nachteil: Ein Tank für die wässrige Harnstofflösung (Handelsname: AdBlue) ist erforderlich, und das kostet Geld und Bauraum. Außerdem muss der Fahrer ab und zu nachschütten. Leider war der Peugeot 308 noch nicht Gegenstand der Untersuchung; der Golf-Konkurrent arbeitet mit der aufwändigen SCR-Technologie. Es wäre spannend zu sehen, ob die Marke ihrem Ruf gerecht wird, besonders saubere Diesel zu verkaufen.

Zu den Auffälligkeiten im Ergebnis: Während die Autos mit Speicherkatalysator im NEFZ am besten abschneiden, kommen dieselben Fahrzeuge im WLTC auf den höchsten durchschnittlichen Abgasausstoß. Die fünf schlechtesten Autos im Test emittieren mehr als die anderen 27 zusammen; von den schwachen fünf arbeiten vier mit Speicherkatalysator. Hier wurden Werte bis 1167 mg / km gemessen, was mehr als das 14-fache des Erlaubten ist. Ein prinzipieller Mangel der Technologie zeigt sich hier allerdings nicht: Das beste Fahrzeug im Vergleich, ein BMW, unterbot im WLTC den Grenzwert um 70 Prozent und hatte einen Speicherkatalysator.

An der Abgasreinigung gespart

Ebenfalls deutlich wird, dass große Fahrzeuge besser abschneiden als kleine. Hier kommt wahrscheinlich der Vorteil der SCR-Systeme zum Tragen. In schweren Fahrzeugen muss herstellerseitig mehr Geld für die Abgasreinigung investiert werden, während in den preissensiblen Segmenten gilt: ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss. Von den 32 Fahrzeugen war nur eins ein Volkswagen. Vielleicht war es ein Passat Blue TDI, wie das Baujahr (2013), die Motorleistung (103 kW) und die Verbindung mit einem SCR-Kat vermuten lassen. Dieses Modell ist inzwischen durch den Passat B8 abgelöst – so ist also kein aktuell käuflicher Volkswagen vertreten.

Übersetzt: Die Arbeit des ICCT ist Work in Progress. Es ist wünschenswert, dass in Zukunft noch mehr Fahrzeuge untersucht werden. Und bitte auch mit mobilen Abgasmessgeräten. Nur so kann bewiesen werden, was im wirklich wahren Leben passiert. Zum Beispiel auf der Autobahn bei mehr als 130 km/h, im dichten Stop-and-Go-Betrieb oder beim winterlichen Kaltstart. Letztlich nützen solche Studien dem Dieselmotor. Zwar wird vordergründig ein hoher Handlungsdruck aufgebaut. Aber nur so können die Hersteller belegen, dass ihre Produkte nicht nur scheinbar sauber, sondern so rein wie machbar sind. Tun sie das nicht, wird der Druck auf den Selbstzünder weiter steigen. (mfz)