Probefahrt in Audis neuestem Entwicklungsträger mit Abgas- und elektrischem Turbolader

Elektrische Luftnummer

Verbrennungsmotoren werden mit elektrischer Hilfe immer leistungsfähiger. Audi präsentiert nun einen elektrischen Verdichter, der das Drehmomentmaximum bis fast in den Leerlaufbereicht verschieben hilft

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 22 Kommentare lesen
Elektrische Luftnummer 6 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Wolff
Inhaltsverzeichnis

Die Autohersteller investieren nicht nur in Elektroautos, auch Verbrennungsmotoren werden mit elektrischer Hilfe immer leistungsfähiger. Audi präsentiert nun einen elektrischen Zusatz-Verdichter, der das Drehmomentmaximum bis fast in den Leerlaufbereicht verschieben hilft.

Über die Kraft der hauseigenen Motoren kann man sich bei Audi nicht wirklich beklagen. Audi-Technik-Chef Ulrich Hackenberg etwa präsentierte gerade frisch auf dem Wiener Motoren-Symposium einen neuen 3.0-TDI-Motor. Der V6 liefert bis zu 272 PS, ein maximales Drehmoment von 600 Nm und hat dabei ein Verbrauch, der rund 13 Prozent unter dem des bisherigen Top-Selbstzünders liegen soll. Doch völlig zufrieden sind die Audi-Ingenieure trotzdem nicht: „Uns fehlt schlichtweg noch die Luft untenrum“, räumt Stefan Knirsch ein, Leiter der Aggregate-Entwicklung in Ingolstadt. Diese „Luft untenrum“ soll bei Audi künftig ein elektrischer Verdichter liefern, der kurz vor der Serienreife steht und in zwei Versuchsfahrzeugen schon fahrbar ist. Der Serieneinsatz dürfte in der kommenden Generation des Audi Q7 folgen. Er kommt im ersten Quartal 2015.

Hoher Ladedruck ab Leerlaufdrehzahl

In den beiden Entwicklungsträgern vom Typ RS5 TDI arbeitet nicht mehr nur die neue V6-BiTurbo-TDI-Generatiom mit 2967 ccm Hubraum. Zwischen Ladeluftkühler und Drosselklappe sorgt ein elektrisch angetriebener Verdichter für einen Ladedruck, der unabhängig verfügbar ist von Motordrehzahl und -last. Das BiTurbo-Konzept sorgte bisher schon dafür, dass die Wirkung der Aufladung über ein deutlich breiteres Drehzahlband abrufbar ist als bei einem einfachen Turbo-Diesel. Bereits so wurde das früher gefürchtete Turboloch nahezu komplett ausgeglichen. Noch früher setzt nun der elektrische Verdichter an. Er sorgt – über das 48 Volt-Bordnetz betrieben – fast aus dem Stand für den nötigen Ladedruck und dadurch reichlich Drehmoment. Mit einer Reaktionszeit von 200 Millisekunden schafft es der „eLader“ auf 72.000 Umdrehungen in der Minute. Das Maximale Drehmoment von üppigen 750 Nm liegt dadurch praktisch sofort an und treibt den auf 283 kW/385 PS gepuscht Audi in nur rund vier Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Wer in einem der beiden Audi auf die Teststrecke geht, der registriert die veränderte Leistungsbereitschaft des Turbo-Diesels schon auf den ersten Metern. Der Wagen prescht sofort los und lässt sich nicht erst Zeit, bis er die üblichen rund 1200/min erreicht hat, bei der ein aktueller V6-Diesel das maximale Drehmoment liefert. Der Sprint ist deutlich ungestümer und lustvoller, Audi nennt das „Anfahrperformance“.