Im Test: Mercedes C 220d

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Seit 2016 baut Mercedes eine Wandlerautomatik mit neun Gängen ein. Sie verschleift den Wechsel der Übersetzungen noch etwas feiner und ist auch insgesamt breiter gespreizt als der Vorgänger. Bei 100 km/h dreht die Maschine im neunten Gang gerade einmal 1200/min, sofern sie via manuellen Eingriff dazu gezwungen wird. Übernimmt das Getriebe die Wahl der Übersetzung, sind es bei diesem Tempo rund 1600/min im siebten Gang. Wie beim Geräuschkomfort ist auch das ein spürbarer Fortschritt.

Wandel durch Extras

Mercedes hat mit der 2018er-Modellpflege die sehr erfolgreiche C-Klasse nicht neu erfunden. Dabei stehen ihr durchaus harte Zeiten bevor, denn sie muss sich noch ein paar Jahre beispielsweise gegen den frischen BMW 3er und einen umfangreichen überarbeiteten Audi A4 durchsetzen. Eigenen Angaben zufolge hat Mercedes 6500 Teile verändert. Der Unterschied zum direkten Vorgänger wird eigentlich nur offensichtlich, wenn man in Extras investiert. Wer es bei der Serienausstattung belässt, bekommt nach wie vor Halogenscheinwerfer außen und das bekannte Siebenzoll-Display innen serviert.

Mercedes kann sich aber darauf verlassen, dass es kaum ein Käufer beim Serienumfang belässt. Und so verlängert sich vermutlich fast immer die Rechnung um weitere Posten. Ein teurer, im Sinne des leichteren Weiterverkaufs aber sinnvoll zusammengestellter Schritt heißt „Business-Paket Plus“. Für etwas über 3000 Euro sind dann unter anderem die kleine Navigationslösung und die einfache Ausbaustufe der LED-Scheinwerfer mit dabei. Damit sinken auch jeweils die Aufpreise für die großen Systeme etwas, wobei eine Investition darin wohlüberlegt sein will.

Weniger lahm

Als die aktuelle C-Klasse 2014 auf den Markt kam, bot Mercedes zwei Navigationssysteme an: Die geringfügig weniger überteuerte Lösung kam von Garmin, konnte kaum etwas und war so rasant wie ein Ober kurz vor der Sperrstunde, dem der letzte Gast schon vor Stunden die Aussicht auf ein Trinkgeld genommen hat. Nicht einmal Echtzeit-Verkehrsdaten gab es, was Mercedes erst nach viel Protest Ende 2015 änderte. Damals war die Sache einfach: Wer regelmäßig einen Routenführer brauchte und partout nicht auf sein Handy als Wegweiser zurückgreifen wollte, investierte besser in die große Lösung Comand. Inzwischen reagiert das kleine System zumindest so wenig langsam, dass der allergrößte Schmerz gelindert ist.

Wer das nur gelegentlich braucht, kann sich den Schritt zum teuren Comand sparen. Denn selbst mit dem „Business-Paket Plus“ kostet das noch 900 Euro, ohne fast 3000 Euro. Wem es nur um das große Display geht: Das baut Mercedes schon für knapp 600 Euro ein. Zusammen mit einer „Smartphone-Integration“ sind rund 1000 Euro fällig. Ich halte diese Investition für sinnvoller als jene in eine der beiden Navis. Im Testwagen war die große Lösung eingebaut, bei nach jedem Neustart die Sprachhinweise wieder an waren. Sicher kann man das irgendwo in den Tiefen des Menüs komplett abschalten, so nervt es allerdings ziemlich.

C-Klasse liegt zurück

Tempo und Umfang der Möglichkeiten, das System via Sprache zu bedienen, zeigen, wie weit Mercedes in diesem Bereich inzwischen ist – in der A-Klasse. Das teure Comand in der C-Klasse ist für sich betrachtet gewiss nicht schlecht und beispielsweise dem, was Alfa in die Giulia einbaut, weit überlegen. Mit dem MBUX kann es aber nicht mehr mithalten. Warum Mercedes sich in einem Bestseller wie der C-Klasse so entschieden hat, ist nur schwer verständlich, zumal der GLC, der ja auf der gleichen Plattform steht, mit der Modellüberarbeitung MBUX bekommt.

Beim Thema Licht gab es vor der Überarbeitung eine Falle, vor der gute Verkäufer gewarnt haben. Beim immerhin rund 1700 Euro teuren Scheinwerfer-System „Intelligent Light System“ war die Matrix-Funktion nicht dabei. Sie kostete nochmals etwa 120 Euro mehr. Erst damit war die Ausleuchtung dann ausgezeichnet. Der Neuwagenverkäufer aus der Niederlassung München hatte meine Vorbesitzerin darauf nicht hingewiesen. Auf dunklen Landstraßen denke ich hin und wieder an ihn, und die Gedanken sind ebenfalls finster. Eine Nachrüstung ist selbstverständlich möglich – ein erster Kostenvoranschlag beläuft sich auf rund 1200 Euro, die ich der internen Finanzaufsicht um des lieben Familienfriedens besser nicht vorschlage. Wenn Sie sich für eine gebrauchte C-Klasse interessieren, achten Sie auf den „Fernlicht Assistenten Plus“. Es lohnt sich.