Im Test: Renault Talisman Grandtour TCe 200

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Was nicht etwa heißen soll, im täglichen Miteinander von Auto und Fahrer hätte Renault eine nicht mehr zu verbessernde Perfektion erreicht. Damit sind weniger kleine Eigenheiten wie der Tempomat gemeint, dessen Einschaltknopf zwischen den Sitzen angebracht ist, oder die Lenkradheizung, die große Teile des Steuerrades kalt lässt. Auch an die versteckte Radiofernbedienung hinter dem Lenkrad gewöhnt man sich mit der Zeit. Immerhin lässt sich damit rasch die Lautstärke ändern. Neben dem Bildschirm gibt es berührungssensitive Tasten, mit denen das auch geht – nur ohne Blickkontakt sind die kaum zu finden, geschweige denn zu ertasten. Dennoch: Der Talisman wirkt in diesem Bereich ungleich moderner als der Peugeot 508.

Flotter Touchscreen, verschachtelte Bedienung

Der Touchscreen selbst reagiert flott auf Eingaben, allerdings ist die Menü-Struktur teilweise etwas verschachtelt. Ein schönes Beispiel dafür ist die Aktivierung der Massagefunktion. Dafür gibt es unten links an der Sitzkonsole einen Knopf, der nicht etwa den Masseur aktiviert, sondern ein Menü auf dem Bildschirm. Nach zwei weiteren Klicks läuft die Massage an. Es gibt sogar noch verschiedene Programme, die sich in Tempo und Intensität fein anpassen lassen. Ich fand das sehr angenehm, wobei die Sitze auch ohne Knet-Funktion sehr bequem sind.

Die elektrische Handbremse agiert automatisch, allerdings manchmal etwas verzögert. Doch das alles nervt weit weniger als andere Kleinigkeiten: Der Scheibenwischer auf der Fahrerseite lässt links einen recht breiten Rand. Die Verkleidung hinter dem Rückspiegel ist so voluminös, dass sich der Fahrer immer etwas strecken muss, um an der Ampel die Grünphase nicht zu verpassen. Schon verrückt: Opel hat den ersten Kadett unter anderem damit beworben, dass die Ampel stets bequem zu sehen ist. Früher war nicht mal in Autos alles schlechter.

Assistenten: Das geht besser

Handlungsbedarf besteht nach meiner Auffassung jedoch vor allem bei den Assistenten. Woran der Regensensor merkt, wann er die Wischer losschicken sollte, wird auch nach längerem Gebrauch nicht so recht klar – mit dem Wasser auf der Scheibe scheint es wenig zu tun zu haben. Die Schildererkennung nutzt hoffentlich niemand zum Erhalt seines Führerscheins – der wäre dann nämlich akut in Gefahr. Ihre Trefferquote liegt gefühlt bei unter 50 Prozent. Besondere Probleme hatte das System mit Zusatzschildern: Auf meinem Arbeitsweg gibt es neuerdings eine Tempo-40-Zone, die allerdings nur gilt, wenn man von der Land- auf eine Nebenstraße abbiegt. Der Talisman hält dann die nächsten Kilometer unerschütterlich an einer 40-km/h-Empfehlung fest. Manch einer mag da ins Grübeln kommen, wie die Hersteller in wenigen Jahren zumindest teilautonom fahrende Autos anbieten wollen, wenn heute noch nicht einmal die simple Erfassung von Verkehrsschildern zuverlässig klappt.