Ein wanderndes Feld

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Würde viele der 13.000 Autobahnkilometer sowie diverse Bundesstraßen oder auch Abschnitte an städtischen Ampeln mit Induktionsspulen versehen sein, könnten zum Beispiel die erforderlichen Akkukapazitäten pro Fahrzeug verkleinert werden. Bei Lkw wäre diese Minimierung sogar die Voraussetzung, um überhaupt batterieelektrisch fahren zu können. Und alles funktioniert bidirektional: „Stellen Sie sich vor, dass ein 40-Tonner in den Kasseler Bergen zuerst viel Energie benötigt, um danach bei der Bergabfahrt über die Bremsrekuperation Strom zurück zu speisen“, sagt Busse, und er erklärt weiter: „Durch die Technik des induktiven Ladens während der Fahrt hängt ein großer Teil der Fahrzeuge permanent am Netz“, was wiederum ein Vorteil für das Gelingen der Energiewende bei Strom, Verkehr und Wärme sei.

Automatisierung des Fahrens als Nebenprodukt

Die Elektrifizierbarkeit der Massen und die Integration ins moderne Stromnetz sind aus Sicht des Fraunhofer IFAM die Hauptvorteile des Systems. Dazu entsteht, quasi als Nebenprodukt, ein Beitrag zur Automatisierung des Fahrens: Die Induktionsspulen können als exzellente Längsführung dienen, und mithilfe der aufwendigen Kommunikationssoftware wäre es möglich, die Sicherheitsabstände zwischen den Fahrzeugen risikolos zu minimieren.

Zugegeben, das alles würde Geld kosten. Aber ums Rechnen geht es am IFAM erst in einem weiteren Projektschritt. Klar ist, dass die Energiewende im rollenden Verkehr ein Vorstellungsvermögen erfordert, das vielen Menschen abgeht. Vielleicht haben sich die Zeitgenossen in einer ähnlichen Situation befunden, als die Dampftraktion von elektrischen Zügen abgelöst wurde. Es wird keine kleine Aufgabe, und der richtige Weg dahin ist aus heutiger Perspektive nicht eindeutig absehbar. Dennoch erscheint die Idee des induktiven Ladens aus der Straße interessant: Zwar wären die Kosten auf der Infrastrukturseite hoch. Aber diese würde von sehr vielen benutzt werden, die dann wiederum in den einzelnen Fahrzeugen einen geringeren Ressourcenverbrauch in Form kleinerer Batterien zur Folge hätte. Das Ausprobieren in Projekten wie am Fraunhofer IFAM ist also mehr als eine Fingerübung von Wissenschaftlern. (fpi)