Infiniti M35h mit Hybridantrieb im Fahrbericht

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München, 8. September 2011 – Mit seiner M-Reihe will Infiniti in Käufer der gehobenen Mittelklasse locken. Um hier zu bestehen, muss ein Hersteller der etablierten Konkurrenz schon einiges entgegensetzen können. Als einer der Ersten bietet die Nobel-Tochter von Nissan nun einen Hybridantrieb an. Wir konnten den neuen M35h schon ausprobieren.

Mehr Leistung als die Konkurrenz

Mit einem eigenständigen Design zielt der 4,94 Meter lange Infiniti auf Gegner wie den Lexus GS 450h oder den Audi A6 Hybrid. Mit einer Systemleistung von 364 PS überflügelt der M35h die beiden Konkurrenten. Speziell zum Audi ist der Unterschied deutlich, denn der Ingolstädter muss mit vier Zylindern und 245 PS auskommen. Wichtige Merkmale des Infiniti-Hybridsystems sind ein einzelner Elektromotor und der Wegfall des Drehmomentwandlers.

Zwei Kupplungen verteilen die Kraft der Motoren. Die erste trockene Kupplung ist zwischen dem V6-Benziner und der Elektromotor-Getriebe-Einheit positioniert. Hiermit kann der Verbrennungsmotor komplett abgekoppelt werden. Das geschieht nicht nur bei langsamer Fahrt, sondern auch bei höherem Tempo. Die zweite, nasse Kupplung sitzt auf der anderen Seite des E-Motors. Sie ist in das Getriebegehäuse integriert und ersetzt den Drehmomentwandler. Die Siebenstufen-Automatik wird so zu einem automatisierten Schaltgetriebe, was dem Verbrauch zugute kommen soll.

Bei Bedarf sparsam

Der erste Abschnitt führte uns über die Autobahn und Landstraßen, wo wir mit maximal 120 km/h unterwegs waren. Als sehr angenehm hat sich dabei der Tempomat mit automatischer Abstandsregelung erwiesen. Weniger schön ist das teilweise zu straffe Abrollen bei Querfugen. Beim Zwischenstopp standen 8,4 Liter als Durchschnittswert auf dem Monitor des Bordcomputers. Angesichts der gebotenen Leistung akzeptabel.

Der zweite Ausflug führte uns durch Frankfurt. In der Stadt spielt der Hybrid seine Vorteile aus, kurzzeitig sank der Verbrauch sogar unter die Sieben-Liter-Marke, die vom Werk angegeben wird. Am Ende der 60-Kilometer-Runde lag der Verbrauch bei 7,3 Liter, womit das Hybridmodell den Infiniti M30d unterbot.

Sehr kleiner Kofferraum

Der Innenraum des Infiniti M35h bietet ein luftiges Raumgefühl. Dafür sorgen tief heruntergezogene Seitenscheiben und eine gute Ellbogenfreiheit. Eine Einschränkung ist aber die breite Mittelkonsole, die auf Tuchfühlung mit dem Fahrerknie geht. Auch im Fond fühlt man sich wohl, die Kopffreiheit ist üppiger als die flache Dachlinie von außen vermuten lässt. Eher knapp geht es systembedingt im Kofferraum zu, hier muss der M35h-Kunde mit 350 Liter auskommen. Außerdem sind die Rücklehnen nicht umklappbar, weil die Hybridtechnik diesen Platz beansprucht.

Das Anfahren gelingt lautlos, doch schon bald schaltet sich der Verbrennungsmotor dazu. Hier zeigt sich der erste Unterschied zum Audi-System, denn im Infiniti gibt es keinen reinen Elektro-Modus, der per Knopfdruck erzwungen werden kann. Stattdessen kommt Stromschub bei Bedarf, weshalb es für den M35h auch keine verbindliche Elektro-Reichweite gibt.

Hecktisches Getriebe

Über einen Drehschalter auf der Mittelkonsole sind diverse Fahrprogramme wählbar. Der Eco-Modus macht sich beim Tritt auf das Gaspedal bemerkbar: Ein spürbarer Widerstand „erschwert“ das Gasgeben. Angenehm direkt ist die elektrohydraulische Lenkung, während die Bremse etwas Gewöhnung verlangt. Sie spricht sehr ruckartig an, feines Dosieren, etwa beim Heranrollen an eine Ampel, bedarf der Übung. Ein Blick auf die Technik erklärt den Hintergrund: Der Elektromotor des Hybridantriebs betätigt nämlich auch die Bremszylinder, um mit Hilfe von Rekuperation möglichst viel Energie zu speichern. Flott geht es dennoch auf unserer Testfahrt voran, bei Bedarf könnte man in 5,5 Sekunden von null auf 100 km/h sprinten. Wer den M35h derart hetzt, muss mit einem unter Volllast etwas hektisch agierenden Getriebe rechnen.

Umfangreich ausgestattet

Der Infiniti M35h wird nur in den Topausstattungen GT und GT Premium angeboten. Bereits der GT ist umfangreich ausgestattet: Serienmäßig sind beheiz- und belüftbare Ledersitze, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Zweizonen-Klimaautomatik und ein elektrisches Schiebedach. Im GT Premium kommen Totwinkel-Assistent, Tempomat mit Abstandsradar, Spurverlassenswarner und ein Navigationssystem mit Festplatte hinzu. Bei beiden M35h-Varianten ist außerdem ein akustisches Fußgängerwarnsystem inklusive, welches bis 30 km/h mit Klängen warnt. Das System stammt aus dem Elektroauto Leaf der Infiniti-Mutter Nissan. Die Preise für den M35h beginnen bei 56.600 Euro, als GT Premium sind 62.700 Euro fällig.

Im Vergleich zum M37-Benziner kostet der Hybrid 3100 Euro mehr, gegenüber dem M30d beträgt der Aufpreis 1500 Euro. Der Lexus GS450h startet bislang bei 60.810 Euro, für den Audi A6 Hybrid sind rund 55.000 Euro im Gespräch, aber noch nicht offiziell bestätigt.