Geladen

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Das nächste Mal lud ich in Stuttgart-Feuerbach, während ich zwei Straßen weiter trainierte. Das ist doch der Sinn dieser Ladesäulen, dachte ich, nebenher laden lassen. Als ich zurückkehrte und das Auto über dreieinhalb Stunden dort gestanden hatte, kamen mir jedoch Zweifel, denn die EnBW rechnet nach Zeit ab und dann kamen bei 5 Euro pro Stunde knapp 18 Euro für knapp 100 km fahren plus gute dreieinhalb Stunden Parken heraus. Das wäre mir ein bisschen viel für ein Auto mit Mietakku. Die EnBW will nicht, dass volle Elektroautos die Ladeparkbuchten blockieren. Gut, verstanden. Aber erstens: welche Elektroautos? Es gibt fast keine. Aktuell parken dort praktisch ausschließlich die elektrischen Car2Go-Smarts. Und zweitens: Für einen einigermaßen vernünftigen Preis muss ich also Punkt 100 Prozent wieder am Parkplatz sein und abhauen? Das wäre einfacher, liebe EnBW, wenn ihr nicht dieses Laden mit ständiger Unterbrechung hättet, sodass die Ladezeitangabe des Autos nie stimmen kann. Aber das war gar nicht mein Aufreger. Mein Aufreger war, dass natürlich auch diese Ladesäule ihren ganz eigenen Bug präsentierte.

Der Fehler lag im Schloss. Typ-2-Stecker werden per Servo verriegelt, damit der Benutzer sie nicht unter Last abziehen kann, denn das wäre potenziell gefährlich. Am ZOE funktionierte das Schloss tadellos jedes Mal. An dieser Säule jedoch öffnete das Schloss nicht mehr. Sie sagte zwar nach dem Wink mit der Ladekarte "Ziehen Sie das Ladekabel ab!", ließ es mich aber nicht abziehen. Ich rief die EnBW-Technik an und setzte mich in den Biersumpf, der wahrscheinlich weniger zufällig als man denken würde direkt neben dieser Säule steht. Nach einer Stunde erschien der sehr freundliche Techniker, öffnete die Blechtür an der Säule und entriegelte das Steckerschloss mechanisch von Hand. Um Mitternacht war ich zuhause und voller Hass auf die EnBW.

Das Alibi der Mafia

Denn diese Säulen sind kein neues Geschäftsmodell des Energiekonzerns, sondern sie sind ein Alibi. Auf jeder steht "unterstützt vom Staat Baden-Württemberg". Die EnBW hat eine Menge Fördergeld eingesackt, uns dafür diese nervenzerfetzend unzuverlässigen Parkuhren übers Ländle verteilt und ist dann wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. Nach ihnen die Sintflut. Beispiel meine nächste Ladestation: Als ich nach zwei Tagen immer noch keine Funktion feststellen konnte, sagte der EnBW-Hotliner: "Ja, das kann dauern, bis da ein Techniker vorbeikommt." Dann schlug er vor, mich anzurufen, wenn das Teil wieder ginge. Zwei Wochen später dachte ich: Das hat er bestimmt vergessen. War aber nicht so. Das Ding funktioniert bis heute nicht und keine Sau bei der EnBW interessiert es. Wenn die EnBW das selber als Produkt hätte entwickeln müssen statt als Alibi für verfeierte Fördergelder, dann würde das besser funktionieren oder wenigstens EnBW-eigenes Geld kosten. Wir hätten bestimmt weniger Säulen, aber was bringen mir viele Säulen, wenn fast alle fast immer die korrekte Funktion verweigern?