Klartext: Motorrad-Navi-Elend

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An der weit verbreiteten Einstellung „ist ja nur Software“ könnte es liegen, dass TomToms und Garmins Funktionen häufig einfach eine Frechheit sind. Ich kann mich an das Zumo 550 erinnern. Das hatte eine versehentliche Nebenstraßen-Routing-Funktion, weil Autobahnen und große Bundesstraßen nur gemeinsam ausgeschlossen werden konnten, nicht die Autobahn einzeln (Garmin kommt aus Amerika, wo Highways und Interstates als Bundle ausgeschlossen werden). Das war sehr lustig, aber es hat sich seitdem erschreckend wenig getan. Garmin sucht mir eine kurvige Strecke mit meist mittelmäßigem Ergebnis, tut das aber seit Generationen auch in Städten. Ich will nicht Münchens paar Kurven voller Stau finden, sondern ich will den Moloch schnellstmöglich durchqueren. TomTom macht es minimal anders genauso schlecht seit genauso langer Zeit.

Die jungen wilden kleinen Klitschen

Dass das Problem offenbar kein schwieriges ist, zeigt Calimoto: in Ortschaften einfach durch, außerhalb Kurven finden. Man kann auch abschnittsweise Kurven suchen oder in sowieso langweiligen Abschnitten lieber Strecke machen. Wieso kriege ich das nicht von TomTom und Garmin? Erinnern wir uns kurz, wie mies Calimoto noch vor gut einem Jahr funktioniert hat und berücksichtigen wir, was das für eine kleine Klitsche ist, bleibt nur der Schluss: Es muss ganz gewaltige Probleme mit der Software-Kultur in den Häusern Garmin und TomTom geben.

Einen flüchtigen Einblick in die Art von Problem erlaubt der Routen-Import des Zumo 590 im Vergleich zum Zumo 390: Die von der eigenen Basecamp-Software aufgespielte Route schaut aus wie ein Schimmelpilzgeflecht unter dem Mikroskop, vollkommener Unsinn. Der User muss von Hand die Berechnungsoption ändern, damit das Gerät sinnvoll berechnet. Das weiß Garmin seit mindestens dem 550, das ähnliche Probleme machte. Ein Aufruf von „berechne Route (neu);“ fehlt aber beim Import. Beim 390 dagegen ist er drin. Aber miteinander sprechen tun die Teams offenbar nicht. Und so schwindet mir die Hoffnung, dass Kurven in Ortschaften je ignoriert werden, denn dass TomTom keine Software kann, hat die Firma genauso nachhaltig bewiesen wie Garmin.

Probleme aus dem letzten Jahrtausend

Der letzte Leser, der mich nach einer Motorrad-Lösung fragte, tat das so: „Reicht eigentlich Calimoto für ab und zu eine schöne Tour?“ Ja, tut es. Oder eine der günstigeren Alternativen. Mehr noch: Mache er sich nicht unglücklich mit dem Kauf eines Motorrad-Navis, das er ja auch gebraucht stets noch recht teuer bezahlt. Ein Google Pixel 2 lief über mehr als 1000 Kilometer in einer Lenkkopf-Halterung, versorgt per USB-C aus einer Verkleidungs-Steckdose von Tante Louise. Zur Bedienung muss für die Feinarbeit der Handschuh ausgezogen werden, aber ratet mal, was? Das muss ich bei TomTom und Garmin auch, weil die Bedienelemente zu klein sind. Der einzige Vibrations-Effekt auf das Pixel: Der Kamera-Stabilisator war einmal kurz verwirrt, kriegte sich aber nach einem sanften Schlag auf den Hinterkopf wieder ein. Bei Regen muss das Pixel halt in die Jacke, reine Sprachansagen machen. (cgl)