Die Ausfahrt im VW Polo G40 zeigt, was uns heute in unseren Kleinwagen entgeht

Spirale der Lust

Dieser Polo G40 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wieviel Fahrspaß uns heute, nur 23 Jahre später, in unseren klimatisierten, servogelenkten, Sehschlitz-Panzerschrank-Ausstattungsmonster-Kleinwagen mit Netz und doppeltem Boden entgeht. Eine Probefahrt

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Von
  • Wolfgang Gomoll
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Valencia, 23. Januar 2015 – Der VW Polo G 40 ist der Athlet unter den Polos der zweiten Generation, die von 1981 bis 1994 gebaut wurde. Um seinen 1,3-Liter-Motor auf bis zu 115 PS zu bringen, ging der G 40 einen Sonderweg der Aufladung. Nach einer Sonderserie von 500 Stück, die 1987 aufgelegt wurde, bekam er ab 1990 einen mechanisch angetriebenen Kompressor als so genannten Spirallader als Serienoption. Dass die G-Modelle eine Episode blieben, hängt mit den auch von Volkswagen nie ganz überwundenen Dichtflächen-Problemen dieser schon 1905 patentierten Laderbauart zusammen. Volkswagen Classic gab uns die Gelegenheit, ein überlebendes Exemplar aus dem Jahr 1992 probezufahren.

Modernen Autos seiner Größe überlegen

Der dunkelblaue Polo fällt kaum auf. Nur Details, wie das G40-Logo an Grill und Heckklappe, der rote Zierstreifen in der Stoßstange und die serienmäßigen BBS-Felgen geben diskrete Hinweise auf die Kraft. 113 PS klingen heute nach Kompaktwagen-Standard, doch darf man nicht vergessen, dass damals nur 835 Kilogramm damit bewegt wurden. In der Querdynamik bleibt der Polo also selbst modernen Autos mit einem ähnlichen Leistungsgewicht (9,9 kg/kW) sowieso überlegen. In älteren Varianten entlocken man dem Vierzylinder 115 PS, der Katalysator reduzierte später die Kraft etwas.

In einem G-Lader rotiert in einem spiralförmigen, feststehenden Gehäuse eine konzentrische Spirale exzentrisch, saugt Luft an und verdichtet sie im Polo auf 0,72 bar. "Das sogenannte Turboloch kennt der G-Lader nicht", jubelte das Volkswagen-Marketing, Grund ist der Antrieb des Verdichters per Riemen von der Kurbelwelle anstelle durch das Abgas wie beim Turbo. Das maximale Drehmoment stieg auf 150 NM von 3600/min bis 4000/min. Das Sprintvermögen ist mit 8,8 Sekunden von null auf 100 km/h beachtlich. Die Standfestigkeit des mechanischen Verdichters hatten die Wolfsburger Ingenieure schon 1985 bei einer 24-stündigen-Rekordfahrt mit drei Prototypen auf der hauseigenen Hochgeschwindigkeits-Teststrecke in Ehra-Lessien bewiesen. 208 km/h erreichte der Polo im Durchschnitt und pulverisierte die damalige Bestmarke eines Ford Escort, die bei 168,63 km/h stand.