Kommentar: Tempolimit-Diskussion am Begrenzer

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Ein klares Argument für ein Tempolimit ist der Umweltaspekt. Hohe Geschwindigkeiten bedeuten hohe Verbrauchswerte, steigende Luft- und Rollwiderstände bedingen dies. Ich habe auf österreichischen Autobahnen schon weniger als 5 Liter auf dem Bordcomputer gehabt, eine gleichmäßige Fahrt mit gemäßigtem Tempo machten es möglich. Auf unlimitierten, deutschen Autobahnen klappt das bedeutend schlechter, wenn man auf schnelle Autos Rücksicht nehmen will. Denn das führt zu häufigeren Beschleunigungsphasen, wenn beispielsweise Lkw überholt werden, was den Verbrauch oftmals stärker anhebt als ein flottes, gleichmäßiges Fahren.

Andererseits gilt aber auch: Wer ein Tempolimit aus ökologischer Sicht befürwortet, muss gleichzeitig auf eine Sanierung der Bahn drängen. Sie müsste eigentlich stets das günstigste und schnellste Verkehrsmittel sein. Nicht nur regelmäßige Nutzer der Deutschen Bahn wissen, dass beides derzeit eine Wunschvorstellung ist und auf absehbare Zeit auch bleiben wird. Gleiches gilt für den Öffentlichen Personennahverkehr, der in vielen Szenarien weder finanziell noch zeitlich attraktiv erscheint. In meinem wäre ich täglich vier Stunden unterwegs, statt anderthalb mit dem Auto.

Eine Utopie

Lassen Sie uns gemeinsam eine Utopie skizzieren: Wie wäre es, wenn man bei Bedarf nur noch schnell fahren würde, wenn Wetter, Verkehr, Zustand von Straße, Fahrer und Auto es zulassen? Ganz ohne allgemeines Tempolimit, einfach so, weil einem der gesunde Menschenverstand eine Grenze diktiert? Die ganze unversöhnliche Debatte wäre vermutlich zwar nicht vorbei, aber weitgehend entschärft. Denn die paar Gelegenheiten, wo alles das zusammentrifft, sind ohnehin so rar, dass die entscheidenden Pro-Limit-Argumente Sicherheit und Umwelt zwar nach wie vor gültig und richtig sind, es aber zahlreiche andere Hebel gibt, um beides sehr viel effizienter voranzubringen.

Beim Thema Umweltschutz kann vermutlich jeder mehr oder weniger noch nachsteuern. Wo genau, wird bei der Ermittlung des ökologischen Fußabdrucks deutlich. Im Bereich Verkehr ist das in erster Linie der Verzicht auf Flugreisen. Wer den Straßenverkehr etwas sicherer machen will, passt sein Tempo an, hält Abstand und denkt für jene mit, die der oben skizzierten Utopie nicht folgen können oder wollen. Freiheit ist eben nicht nur die Freiheit derjenigen, die die Dinge anders sehen als man selbst, sondern oft auch etwas mühsam.

Rational gesehen

Das sage ich als jemand, dessen Auto mit 229 km/h eingetragen ist – nichts war bei der Wahl des Modells so unwichtig wie diese Zahl. Ich könnte mit einem Tempolimit gut leben, ganz rational, weil aus meiner Sicht mehr Argumente dafür als dagegen sprechen. Andererseits fände ich es bedauerlich. Aber so ist das im Leben, nicht alles lässt sich auf rationale Beweggründe eingrenzen. Wie gut, dass es nicht so ist, denn sonst hätten beispielsweise auf dem Heiratsmarkt nur noch tolerante, stets gut gelaunte Models mit allumfassenden Talenten eine Chance. (mfz)