Kommt ein SUV-Tempolimit?

Inhaltsverzeichnis

Konziliant äußerte sich ein Sprecher aus dem Volkswagen-Konzern: „Wir verkaufen vielleicht ein paar Fahrzeuge weniger. Aber wir wissen etwa aus den USA, dass auch kräftig motorisierte SUVs als Komfort- und Sicherheitsversprechen akzeptiert werden, obwohl in den meisten US-Bundesstaaten Speedlimits von 70 bis 85 mph (113 bis 137 km/h) gelten. Machen wir uns nichts vor: SUVs dienen als gemütliche Familienkutschen mit Lifestyle-Touch, Tempo ist da zweitrangig. Aus der Richtung erwarte ich keinen gravierenden Protest.“

Es wird teuer

Noch ist nichts beschlossen, allerdings kreisen vertiefende Gespräche angeblich um eine Mischung beider Vorschläge. Die sieht gestaffelte Tempolimits mit analog gestaffelter Kfz-Steuer vor, etwa für Limits bei 100, 130 und 150 km/h. Dabei sollen 150 km/h als absolute Obergrenze für SUVs festgeschrieben werden. Letztlich wäre das dann ein Mix aus Option 1 und 2. Fest steht dagegen schon, dass SUV-Fahren ab dem kommenden Jahr deutlich teurer wird. In der Kfz-Steuer soll dann ein weiterer Faktor integriert werden. Ein Skoda Karoq könnte dann selbst mit der Basismotorisierung auf knapp 500 Euro Kfz-Steuer kommen.

Das soll es bringen

SUVs haben viel Masse und vor allem reichlich Stirnfläche, also einen hohen Luftwiderstand. Der gehört zu den unschönen Parametern, die quadratisch mit der Geschwindigkeit steigen. Das bedeutet, der zu überwindende Luftwiderstand bei 100 km/h und 150 km/h unterscheidet sich nicht um Faktor 1,5, sondern wie 10.000 zu 22.500, also mit 2,25 um mehr als das Doppelte. Oder vereinfacht gesagt: Wer doppelt so schnell fährt (also etwa 200 statt 100 km/h), muss den vierfachen Luftwiderstand überwinden. Allerdings steigt der Spritverbrauch zwar heftig, aber nicht gleich quadratisch. Eine Verbrauchsmessung der Autobild an einem Sharan (ähnlich große Stirnfläche wie ein SUV) mag das verdeutlichen: Während der Wagen mit 150-PS-Benziner im normalen Testbetrieb mit 8,1 Litern auskam, legte er bei 180 km/h auf 17,2 Liter zu.

Befürworter versprechen sich angesichts der in den vergangenen Jahren stetig gewachsenen Verkaufszahlen von einem SUV-Tempolimit viel von den Neuerungen: Zum einen sollen Bestandsfahrzeuge, die per Zwangsupdate eingebremst werden würden, weniger verbrauchen als bisher. Zum anderen erhofft man sich Einfluss auf das Kaufverhalten der Bürger: Wer sich ein neues SUV kaufen möchte, wählt gleich eine sparsamer motorisierte Ausführung; und möglicherweise lässt sich der ökologisch fatale Trend zu optisch geländegängigen Fahrzeugen zumindest aufhalten. (gr)