Kontroverse über Kraftstoffe

Inhaltsverzeichnis

Professor Stefan Pischinger, Leiter des Lehrstuhls für Verbrennungskraftmaschinen an der RWTH Aachen, rät aber dazu, dieses Problem nicht zu stark zu bewerten. Der promovierte Ingenieur sagt deutlich: „Erdgas bleibt ein sehr attraktiver Kraftstoff, dessen Potenzial nicht ausgeschöpft ist.“ Der wissenschaftlich-rechnerische CO2-Vorteil von Erdgas gegenüber Benzin liege bei rund 25 Prozent, so Pischinger. Dass das nicht zwangsläufig an niedrigen NEFZ-Werten ablesbar ist, sei dem Umstand geschuldet, dass heutige Erdgas-Pkw bivalent ausgelegt wären und darum Kompromisse eingegangen werden müssten. „Wegen der hohen Oktanzahl des Erdgases von über 130 ist eine hohe Verdichtung möglich. Optimal wäre ein monovalenter Turbomotor“, so Pischinger, der auf sehr gute Wirkungsgrade dieses Konzepts bei Teil- und Volllast verweist.

Und natürlich spielt auch das Geld eine Rolle. Wenn ab 2017 der WLTP als Nachfolger des NEFZ und außerdem der Straßentest RDE in Kraft treten, wird es für den Dieselmotor nochmals teurer, die Abgase als im Sinn des Gesetzgebers ausreichend zu begrenzen. Zwar steigt der Aufwand zur Reinigung der Stickoxide am Katalysator eines Erdgasautos mit WLTP und RDE ebenfalls an, aber nicht so wie beim Selbstzünder. Und die Partikel sind beim CNG-Motor leichter in den Griff zu kriegen als bei Benzindirekteinspritzern – beide werden in Zukunft wohl einen Filter bekommen.

Neben den CO2-Werten im NEFZ, siehe oben, liefert das ADAC Technik Zentrum Landsberg vergleichende Messergebnisse aus dem EcoTest. Die Prüfung auf dem Laborprüfstand erfolgt hier in drei Zyklen: im NEFZ – quasi zur Überprüfung der gesetzlichen Limits –, im einer Vorabversion des WLTP und im so genannten ADAC-Autobahnzyklus (bis 130 km/h, Volllastbeschleunigung, Licht an).

Besser als TDI, schlechter als TSI

Bei den Stickoxidemissionen (NOx) des ADAC kam der Basis-Golf 1.2 TSI auf 16, der TGI auf 21 und der TDI auf 37 mg/km. Ein Umweltplus kann der Erdgas-Golf TGI an dieser Stelle nicht nachweisen. Echte und unabhängige Straßenmessungen durch mobile Geräte (PEMS) fehlen zurzeit leider. Hier steht die gesamte Branche am Anfang, und die Nervosität ist seit dem 18. September 2015 groß, dem Tag, an die Manipulationsvorwürfe gegen Volkswagen bekannt wurden.