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Massenartikel Wallbox? Markt für private Ladestationen wächst

Abseits der Autohersteller entsteht gerade ein Markt mit riesigen Potenzialen. Die Rede ist von Wallboxen für den heimischen Stellplatz. Der wird bei der angestrebten Verkehrswende eine entscheidende Rolle spielen, denn vielfach werden E-Autos vermutlich zu Hause geladen

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(Bild: APL)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Ebner, dpa
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Die Vorurteile halten sich hartnäckig: Elektroautos sind teuer in der Anschaffung, haben eine geringe Reichweite und müssen unterwegs zu unvorhersehbaren Bedingungen aufgeladen werden, was häufig scheitert. Doch es kommt Bewegung in den Markt. Dabei wächst nicht nur das Fahrzeugangebot. PSA und Volkswagen beispielsweise haben derart viel Geld für die Entwicklung von E-Autos in die Hand genommen, dass ein Scheitern fatal wäre. Damit ist nicht zu rechnen, das Interesse an Autos wie dem Opel e-Corsa oder dem VW ID.3 ist groß.

Auch abseits der Autohersteller entsteht gerade ein Markt mit riesigen Potenzialen. Die Rede ist von Wallboxen für den heimischen Stellplatz. Der wird bei der angestrebten Verkehrswende eine entscheidende Rolle spielen, denn vielfach werden E-Autos vermutlich zu Hause geladen. Wer eine Garage oder einen festen Stellplatz hat, kann das Elektroauto-Zeitalter wohl schneller einläuten.

Milliardenschwerer Markt

Energiekonzerne und Autohersteller forcieren den Vertrieb von autotauglichen Starkstrom-Anschlüssen für Privathaushalte, also Wallboxen für das heimische Stromnetz. Zwischen 300 und 2000 Euro zuzüglich der Installation durch einen Fachbetrieb kosten die zwölf Modelle, die der ADAC kürzlich auf Sicherheit und Alltagstauglichkeit getestet hat. Geht man – wie die Nationale Plattform der Mobilität für Deutschland – von 7 Millionen E-Fahrzeugen im Jahr 2030 aus, werden nach Schätzung des Energieverbandes BDEW rund 6 Millionen Boxen benötigt - ein milliardenschwerer Markt. Die Testsieger vom fränkischen Hersteller ABL kostet knapp 900 Euro und kann mit ausreichenden 11 Kilowatt verschiedenste Elektrosysteme laden.

Die Boxen werden auch von verschiedenen Autoherstellern beim Kauf von Batteriefahrzeugen oder Plug-In-Hybriden angeboten, ohne dass sie selbst die Ladegeräte bauen würden. Gängig ist die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Herstellern. „Wir orientieren uns beim Endpreis an den üblichen Marktkonditionen“, sagt beispielsweise ein Sprecher von Opel. Sonderangebote seien zwar denkbar, eine ständige Quer-Subventionierung zugunsten besonders günstiger Ladestationen lehne man aber ab. „Nicht jeder Kunde möchte eine Wallbox. Viele haben auch andere Möglichkeiten zum Laden.“

Zum Beispiel beim Arbeitgeber oder an den Gratis-Zapfsäulen großer Handelsketten wie Lidl, Aldi oder Ikea. Natürlich ist fraglich, wie lange solche aus Imagegründen eingerichteten Gratisangebote in einem Massenmarkt noch aufrechterhalten werden. Schon heute gilt an kommerziellen Zapfsäulen, dass Auswärts-Strom mindestens rund 30 Prozent teurer ist als im heimischen Haushaltsnetz, wie der Anbieter Innogy bestätigt. Hindernisse sieht der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) noch im Miet- und Wohneigentumsrecht, das insbesondere Bewohner von Mehrfamilienhäusern behindere. „Jeder, der zu Hause eine Wallbox installieren und dafür bezahlen will, muss dies auch dürfen“, fordert, nicht ganz ohne eigenes Interesse, Verbandschef Stefan Kapferer.