Matthias Müllers großer Konzernumbau

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Müller holte sich für seine Zukunftspläne zwei Manager aus ganz unterschiedlichen Sparten zur Unterstützung: Thomas Sedran als Leiter der Konzernstrategie war früher Opel-Chef und in seinen Entscheidungen nicht unumstritten und Johann Jungwirth als Leiter der Digitalisierungsstrategie, der beim Computer-Giganten Apple abgeworben wurde und davor bei Mercedes tätig war. Matthias Müller arbeitet eng mit den beiden zusammen und soll ihnen ziemlich freie Hand lassen.

Denn nicht nur die Elektromobilität, sondern auch „Autonomes Fahren“ und „Mobility on Demand“ sind wichtige Ziele in der „Strategie 2025“. So beteiligte sich der Konzern gerade am Fahrdienstanbieter und Uber-Konkurrenten Gett mit 300 Millionen Dollar. Müller sagte, die Partnerschaft mit Gett sei „ein erster Meilenstein auf dem Weg zu ganzheitlichen Mobilitätslösungen.“ Noch ist Gett auf dem deutschen Markt nicht aktiv, das dürfte sich dank VW aber bald ändern. Der Mobilitätsdienstleister soll in Berlin angesiedelt werden, eintausend Software-Spezialisten einstellen und mit allen Konzernmarken zusammenarbeiten. Sogar von „Robo-Taxis“ und Umsätzen in Milliardenhöhe bis 2025 ist die Rede.

Johann Jungwirth verkündete bereits vor einigen Wochen: „Das heißt, dass wir künftig nicht nur Autos zum Kauf oder Leasen anbieten, sondern auf nachhaltige Mobilität setzen – mit Elektrofahrzeugen und in fünf bis sieben Jahren mit selbstfahrenden Fahrzeugen.“ Neben Google, Apple, Tesla und Mercedes, die bereits selbstfahrenden Autos entwickeln, ist auch Audi mit dem Konzept schon weit fortgeschritten, dass Volkswagen als Konzernmutter nun profitieren kann.

Konkurrenten eilen davon

Es ist gut, dass sich Volkswagen klar definierte Ziele für die Zukunft gesetzt hat, doch die Probleme im Konzern reichen tief und das schon seit langem. Da wären die sehr hohen Personalkosten, die 2014 satte 16,7 Prozent des Konzernumsatzes ausmachten. In Wolfsburg entschuldigt man das gerne mit dem teuren Produktionsstandort Deutschland, aber bei Konkurrent BMW, der ebenfalls hauptsächlich hierzulande produziert, liegt der Anteil bei nur 12,1 Prozent. Im letzten Jahr produzierte ein VW-Mitarbeiter statistisch gesehen 17 Autos pro Jahr, bei Toyota waren es aber 29 und bei GM gar 46 Autos pro Mitarbeiter. Damit erwirtschaftete jeder VW-Mitarbeiter einen Gewinn vor Steuern von 21.426 Euro, GM schaffte aber 45.313 Euro und der weltgrößte Autohersteller Toyota sagenhafte 62.756 Euro. Um die Problematik noch anschaulicher zu machen: VW verdiente 2015 an jedem verkauften Fahrzeug 667 Euro vor Steuern. Konkurrent GM kam auf 917 Euro pro Fahrzeug, Ford schaffte 1191 Euro und Toyota satte 1862 Euro. Damit strich der große japanische Konkurrent fast dreimal soviel Gewinn pro Auto ein wie Volkswagen.