Neue Richtung

Matthias Müllers großer Konzernumbau

Matthias Müller hat Abbitte wegen des Dieselskandals geleistet und Besserung gelobt. Er plant eine komplette Neuausrichtung von VW. Die Ziele klingen interessant, jedoch wird VW es gegen die Konkurrenz schwer haben

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Matthias Müllers großer Umbau 6 Bilder
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  • iga
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Wolfsburg, 17. Juni 2016 – Volkswagen steht vor einer grundlegenden Neuausrichtung. Konzernchef Matthias Müller stellte mit der „Together – Strategie 2025“ nicht weniger als den „größten Veränderungsprozess in der Geschichte von Volkswagen“ vor. Der Konzern soll sich auf neuen Betätigungsfeldern tummeln und sich im Automobilbau auf das Kerngeschäft konzentrieren. Zurzeit werden 340 verschiedene Modelle gebaut, die Zahl will Müller reduzieren, genauso wie er die modularen Baukästen von zwölf auf vier beschränken will. Es soll je ein Baukasten für Economy-Fahrzeuge, Volumenmodelle, Premiumfahrzeuge und Sportwagen geben. Das wird die Kosten deutlich senken und mehr Gewinn abwerfen, glaubt der Konzernlenker.

Nach dem Abgasbetrug und den drohende Milliardenverlusten wegen Bußgeldern und Rückrufaktionen – Branchenexperten schätzen die Gesamtkosten für Volkswagen auf zwischen 30 und 60 Milliarden Euro – musste zwingend eine neue Strategie her. Müller sagte dazu: „Wir haben gravierende Schwächen: Bei der Kultur, der Struktur und der Effizienz. Die Schwächen sind seit dem vergangenen Herbst deutlicher als zuvor zutage getreten. Aber wir blenden sie keineswegs aus, sondern wollen sie ausmerzen“, und spielte dabei natürlich auf den Abgasskandal an. Er setzt aber auf die Stärken des Konzerns und die seien die Markenvielfalt, die weltweite gute Aufstellung und die Loyalität der Kunden.

Weiter sagte Müller: „Wir geben uns nicht mehr der Illusion hin, alles besser zu können oder alles selbst entwickeln zu müssen.“ Außerdem bekräftigte er, dass „eine intelligente Investitionsstrategie viel Zeit und Geld spart.“ Es dürfte spannend werden, mit wem Volkswagen zukünftig Modelle und Konzepte entwickeln will. Die Suche nach Partnern erklärte er zur Chefsache.

Klassische Holding-Funktion

Matthias Müller hat begonnen, die alte, verkrustete Struktur aufzubrechen, wie sie noch unter Martin Winterkorn bestand. Die zwölf Marken des Konzerns erhalten nun mehr Freiheiten, während die Zentrale in Wolfsburg sich deutlich weniger in die Detailarbeit der jeweiligen Tochterunternehmen einmischen wird. Matthias Müller will, dass die Konzernspitze zukünftig mehr die klassische Holding-Funktion übernimmt, die Finanzen plant und über Synergieeffekte wacht.