Meinung: Die Umstiegsprämie ist eine Luftnummer

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Auch wenn man der Auffassung ist, niemand sei Schuld und es wäre ein gesellschaftliches Anliegen, die Luft ist Städten zu verbessern, stellt sich die Frage, ob ein Neuwagen, der wohl vielfach mit Verbrennungsmotor ausgestattet sein wird, der richtige Weg ist. Ein Ansatz wäre, die Prämie mit einer ökologischen Lenkungswirkung zu versehen. Das dies Teil des eines Konzeptes mit CSU-Handschrift wird, fällt schwer zu glauben.

Keine Lösung

Wer ehrlich ist, wird schlussendlich zugeben müssen, dass es keine Lösung gibt, die alle zufriedenstellen wird. Autos, die noch für viele, viele Kilometer gut sind, zu verschrotten oder in weniger wohlhabende Länder zu verschieben, dient der Sache in keiner Weise. Schlecht kontrollierte Fahrverbotszonen, die den Verkehr auf langen Wegen um die Messstationen herumführen, erinnern an blinden Aktionismus von Verantwortlichen, die irgendwie handeln müssen – nicht etwa um einer Lösung willen, sondern allein um zu dokumentieren: „Wir tun was“.

Software-Lösungen bedeuten im technischen Sinne, dass im Wesentlichen die Menge des zurückgeführten Abgases erhöht wird – durch AGR-Ventile, die dafür nicht ausgelegt sind. Die Rechnung bekommt dann der Kunde. Eine Hardware-Lösung, also die Nachrüstung eines SCR-Kats, würde für Massenmodelle wie den VW Passat oder den BMW 3er wohl zwischen 1000 und 1500 Euro kosten. Wirtschaftlich sinnvoll ist das nur, wenn ein nachgerüstetes Auto in Anschluss auch mindestens diese Summe mehr wert ist. Je älter das Auto wird, desto unwahrscheinlich ist dieser Preisunterschied am Markt.

Spiel auf Zeit

So spielen alle Verantwortlichen schlicht auf Zeit. Die Stickoxidbelastung in fast allen Städten sinkt Jahr für Jahr – bedächtig, aber stetig. Das Problem löst sich also langsam, zumal es auch bei den Autos eine massive Verbesserung gibt. Ein Betrug ist spätestens mit der Abgasnorm Euro 6d-Temp, zu der auch eine Erfassung des Schadstoffausstoßes auf der Straße gehört, schwieriger als je zuvor geworden. Unmöglich ist er dagegen keineswegs. Audi hat es vorgemacht und die Menge des eingespritzten Harnstoffs an den Füllstand im Adblue-Tank gekoppelt. Es darf bezweifelt werden, dass die Kunden dankbar dafür waren, dass der Vorrat so von Inspektion zu Inspektion halten sollte.

Doch abgesehen davon ist es wohl eine Ironie des Schicksals, dass der Diesel just in dem Moment großflächig die Zuneigung der Autokäufer verliert, in dem er weniger dreckig ist als je zuvor. Leider steigen die Massen nun nicht etwa auf alternative Antriebe um, sondern wählen meistens Benziner. Die waren in der ersten Jahreshälfte 2018 vielfach noch ohne Partikelfilter. In der nächsten Debatte um gesundheitlich bedenkliche Stoffe in der Luft dürften sie so keine Randerscheinung sein, sondern mitten im Feuer der medialen Aufmerksamkeit stehen. (mfz)