Nevada lässt Autonomes Fahren zu

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Das Autonome Fahren in Nevada erscheint somit in einem etwas weniger futuristischen Licht als auf den ersten Blick. Dort, wo die Gefahr größer ist, ist eben Personal an Bord, das eingreifen kann. Zudem hat Nevada viele Gegenden zu bieten, in denen sich kein Mensch freiwillig aufhält, und es gibt kaum Großstädte – die bekannten sind ausgerechnet die Glücksspielmetropolen Reno und Las Vegas. Spaß beiseite und zurück zu Bruce Breslow: "Nevada ist stolz, sich als erster Bundesstaat auf diese Zukunftstechnologie einzulassen. Wir freuen uns auf dauerhafte Partnerschaften, während sich die Technologie weiterentwickelt".

Es geht also um Standortentwicklung. Ein deutscher "Partner", der bereits rege die Möglichkeiten in Nevada genutzt hat, ist der Zulieferer Continental. Im März schloss Conti einen zweiwöchigen Dauertest ab, bei dem 6000 Meilen in Nevada hochautomatisiert durchfahren wurden. Das Ziel war es "Handlungsfreiräume für den Fahrer zu erschließen, die nicht der primären Fahrzeugführung dienen und damit für eine willkommene Abwechslung sorgen".

Teilautonome Assistenzsysteme

Das Konzeptfahrzeug beruht laut Conti wesentlich auf dem Gewinnerfahrzeug der DARPA Urban Challenge 2007 und dem Wissen, das im europäischen Forschungsprojekt HAVEit gewonnen wurde. 2007 gewann ein Chevrolet Tahoe mit dem treffenden Namen "Boss", der teilweise mit Technik von Continental ausgerüstet war. Im nun eingesetzten Fahrzeug, einem VW Passat, testete Conti eine neue Stereokamera, die Größe und Distanz von Hindernissen messen kann, ein elektronisch ansteuerbares Bremssystem und eine elektrische Lenkung. Das Anliegen von Continental besteht derzeit allerdings nicht darin, ein perfekt autonom fahrendes Autos zu entwickeln. Vielmehr kann das Testfahrzeug mithilfe "seriennaher Sensorik und Logik" allein fahren, aber nur in bestimmten Fahrszenarien wie einem Stau. Wenn die Szenarien zu komplex werden, etwa bei engen Kurven oder nicht erkennbaren Markierungen, muss der Fahrer das Fahrzeug wieder selbst übernehmen. Wenn er nicht reagiert, verlangsamt der Passat automatisch bis auf Stillstand.

Die neue Gesetzgebung in Nevada ist sicherlich eine kluge Werbung dafür, den Staat zu einem Zentrum der Entwicklung neuer Fahrerassistenzsysteme zu machen. Denn in diesem Bereich sind zunächst die eigentlichen Fortschritte für die Serie zu erwarten. Langfristig wird aus diesen Systemen wahrscheinlich das autonome Fahren erwachsen, wobei das eingangs erwähnte Kernproblem der Technik noch weit von seiner Lösung entfernt ist: Solange Computer nur erkennen und zuordnen können, bleiben sie nur Assistenten des Menschen. Damit dieser das Steuer völlig aus der Hand geben kann, müssen Computer abschätzen, bewerten und entscheiden können. Immerhin bietet Nevada ein hilfreiches Spielfeld auf dem Weg dorthin. (ggo)