Wie alltagstauglich ist der Mittelklassewagen mit E-Motor und Range Extender?

Opel Ampera: Probefahrt wenige Monate vor dem Marktstart

2009, als es schlecht stand um GM und seine Rüssels­heimer Tochter, erschien der Opel Ampera wie eine Lebens­versi­cherung für die Autobauer. Wenige Monate vor dem Markt­start fuhren wir ein Vorserien­modell

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Von
  • mna
Inhaltsverzeichnis

Den Haag (Niederlande), 8. Juli 2011 – 2009, als es schlecht stand um GM und in der Folge auch seiner Rüsselsheimer Tochter eine ungewisse Zukunft drohte, war der Opel Ampera so etwas wie eine Lebensversicherung: Einen Autobauer, der solch ein innovatives Konzept verfolgt, darf man einfach nicht fallen lassen, war seine Botschaft. Ersten Bildern des elektrisch angetriebenen Wagens folgten kurz nacheinander erst eine Sitzprobe für geladene Journalisten, dann eine Ausfahrt mit einem Prototypen. Auch unsere Redaktion hatte inzwischen mehrfach die Gelegenheit, das Fahrzeug in verschiedenen Entwicklungsstadien kennenzulernen.

Vorbereitung auf den Alltag

Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass der Wagen ein enger Verwandter des Chevy Volt ist und dass das Elektroauto mit Range Extender, wie GM es sehen will, offenbar auch ein bisschen hybrid ist. Nachdem das Antriebskonzept also hinlänglich erklärt ist, rücken nun praktische Fragen in den Vordergrund: Wie fährt sich der Opel Ampera, wie benutzerfreundlich und alltagstauglich ist er? Schließlich sollen die ersten Exemplare noch vor dem Jahreswechsel zum Kunden kommen. Wir waren jetzt in einem Vorserienmodell unterwegs.

Kaum wahrnehmbares Säuseln

Zum Start drücken wir einen blauen Knopf in der Mittelkonsole. Zu hören ist nichts. Doch das Digitaldisplay hinter dem Lenkrad verrät uns, dass der 111 kW (150 PS) starke Elektromotor nun betriebsbereit ist. Das System beinhaltet darüber hinaus eine zweite E-Maschine als Generator sowie ein Planetengetriebe mit einem Vorwärts- und einem Rückwärtsgang. Sanft und scheinbar lautlos rollen wir aus dem Parkhaus. Ganz ohne Geräusche bewegt sich der über 1,7 Tonnen schwere Ampera auch im reinen Elektromodus nicht. Aber das feine, kaum wahrnehmbare Säuseln ist mit dem kernigen Klang eines noch so gut gedämmten Benziners oder Diesels nicht zu vergleichen. Und so stellt sich beim Fahrer schon nach kurzer Zeit ein Gefühl großer Entspanntheit ein. Entsprechend relaxt steuern wir den Ampera über die holländischen Straßen.

So viel Drehmoment wie ein Porsche

Wer es doch etwas sportlicher mag, der wählt die entsprechende Einstellung im Fahrzeug-Menü. Das Gaspedal reagiert dann deutlich spontaner, was erhöhten Fahrspaß mit sich bringt. Fahrspaß kommt auch bei jedem Losfahren auf, da das maximale Drehmoment von 370 Nm bereits ab dem Start voll zur Verfügung steht – eine ebenso angenehme wie typische Eigenschaft von Elektromotoren. Das gleiche Drehmoment besitzt übrigens auch ein Porsche Cayman S – mit allerdings 320 PS unter der Haube. Beim Start an der Ampel kann man mit dem Ampera die meisten Autos deutlich abhängen, doch geht das leise und somit alles andere als draufgängerisch vonstatten. Auf der Landstraße oder Autobahn wirkt der Wagen allerdings nicht mehr ganz so spritzig. Ausreichende Kraft für Überholmanöver stellt der Elektromotor aber allemal bereit. Beim Spurt von null auf Tempo 100 vergehen nur neun Sekunden, mehr als 161 km/h sind allerdings nicht drin.