Opel-Werk in Bochum steht vor dem Aus
Opel wird ab 2016 keine Autos mehr in Bochum fertigen. Das wurde heute von offizieller Seite bestätigt. Aus wirtschaftlicher Sicht war dieser Schritt überfällig, doch für die Stadt Bochum und die region ist das ein schwerer Schlag
- Martin Franz
Bochum, 10. Dezember 2012 – Opel wird ab 2016 keine Autos mehr in Bochum fertigen. Was schon am Wochenende durchgesickert war, wurde heute von offizieller Seite bestätigt. Aus wirtschaftlicher Sicht war dieser Schritt überfällig, sagte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach der Nachrichtenagentur dpa. Übrig bleiben soll nur noch die Fertigung von einigen Komponenten, darunter die Produktion von Getrieben. Für die Stadt Bochum bedeutet die Entscheidung einen tiefen Einschnitt.
50 Jahre Opel in Bochum
Die Eröffnung des Opel-Werkes war für die Region Ende der 1950er- und 60er-Jahre ein Segen. Damals mussten immer mehr Zechen schließen, die Arbeitslosigkeit stieg. Opel wurden weitreichende Zugeständnisse gemacht, um die Ansiedlung zu forcieren. Die Stadt Bochum verkaufte nicht nur die Flächen für vergleichsweise wenig Geld, sondern sorgte auch für eine moderne Infrastruktur rund um das Werk. Zusätzlich übernahm Bochum die Haftung für Regressansprüche wegen eventueller Bergschäden. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde das Werk im Oktober 1962 offiziell eröffnet und der Opel Kadett A, über den bis zu seiner Vorstellung kaum etwas bekannt war, lief vom Band. Mit dem Kleinwagen begann eine wahre Erfolgsgeschichte. Opel erwarb sich auch in dieser Klasse einen ausgezeichneten Ruf, der Kadett galt als modern und robust. 1963 schob Opel mit dem Caravan einen praktischen Kombi hinterher, kurz danach wurde ein schmuckes Coupé vorgestellt. Schon 1965 kam der Nachfolger auf den Markt, dessen Palette kräftig ausgebaut wurde. Der Kadett B ist mit 2,7 Millionen gebauten Exemplaren bis heute eines der erfolgreichsten Opel-Modelle. Und der Kadett blieb ein Bestseller, bis er 1991 vom Astra ersetzt wurde.
Zwischen den StĂĽhlen
Von den einstigen Erfolgen ist man derzeit weit entfernt. Mehr als 20.000 Menschen arbeiten bei Opel in Bochum zu Spitzenzeiten, aktuell sind es laut Opel noch knapp über 5000. Bis 2016 sollen davon 3000 Stellen abgebaut werden. Dieser Schritt ist nach Ansicht von Experten wie dem Analysten Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler notwendig, um bei Opel "endlich mal wieder bessere Zeiten zu sehen." Das Problem liegt in einer mangelhaften Auslastung der Werke, denn auch Fließbänder die stillstehen, kosten letztlich Geld. Die eigentliche Ursache geht jedoch tiefer, und sie ist seit Jahren bekannt. Alle Versuche von Opel, dem schlechten Image der 1990er-Jahre endlich zu entkommen, sind bisher nicht sehr erfolgreich verlaufen. Dass die aktuellen Modelle qualitativ gut sind, wird von vielen nicht mehr wahrgenommen. Zusätzlich macht Opel ein Phänomen zu schaffen, dem sich Konkurrent VW geschickt entzogen hat. Der Markt scheint sich zunehmend in zwei Lager aufzuteilen: Auf der einen Seite stehen die Premiumanbieter, die mit ihren Modellen gutes Geld verdienen. Andererseits drücken Hersteller wie Hyundai und Kia die Preise, ohne dabei wirklich schlechte Autos zu bauen. Ehemalige Massenhersteller wie eben Opel drohen zwischen diesen beiden Fronten aufgerieben zu werden – trotz guter Autos.
Eigene Fehler
Doch einige der Probleme sind auch hausgemacht. Zu spät hat man in den letzten Jahren auf einige Befindlichkeiten des Marktes reagiert. Mit dem aktuellen Astra wollte Opel die immer wiederkehrende Diskussion um das leidige Thema Qualität ein für allemal beenden. Das ist gelungen, der Astra ist ein sehr gut verarbeitetes Auto. Leider ist er dabei arg schwer geworden – VW und Audi zeigen mit neuen Modellen gerade, wie es besser, sprich leichter geht. Das Facelift des Astra ist so unauffällig ausgefallen, dass er es gegen die frische Konkurrenz schwer haben wird. Zumal man die Chance vertan hat, zumindest der immer wiederkehrenden Kritik an der Tastenflut im Cockpit zu begegnen. Ein Nachfolger für den Astra wird wohl nicht vor 2014 auf den Markt kommen.