Opel-Werk in Bochum steht vor dem Aus

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Opel hat einen neuen 1,6-Liter-Turbo-Benziner vorgestellt, der modern und stark ist. Doch in der Kompaktklasse sind Motoren zwischen 100 und 140 PS gefragt, und gerade bei den kleinen Benzinern hinkt Opel hinterher, während Ford für seinen hervorragenden Dreizylinder von allen Seiten gelobt wird. Ist es eine Ironie der Geschichte, dass Opel als einer der ersten Mitte der 1990er-Jahre einen kleinen Dreizylinder im Programm hatte, dessen Entwicklung in der Folge vollkommen vernachlässigt wurde? 2009 wurde er still und leise aus dem Programm genommen. Heute gelten Motoren mit weniger als vier Zylindern als modern – Opel hat entsprechendes erst in der Zukunft wieder zu bieten.

Der neue Adam ist ein gut gemachter Kleinstwagen. Doch jeder halbwegs informierte Käufer weiß, dass er erst Ende nächsten Jahres moderne Dreizylinder bekommt – warum sollte man also jetzt zugreifen? Dazu kommt, dass die Preisgestaltung durchaus selbstbewusst ist. Was passiert eigentlich, wenn sich der Absatz nicht wie gewünscht entwickelt? Kaum anzunehmen, dass Opel soviel Reserve in der Kalkulation des Adam hat, um notfalls dem Volkswagen-Trio aus Up, Mii und Citigo vom Preis her den Kampf anzusagen.

Auch bei den kleinen Dieselmotoren sind andere längst mit sparsameren, leiseren und kräftigeren Maschinen unterwegs. Die Unterschiede zwischen dem 1.6 TDI von VW und dem 1.7 CDTI hinsichtlich des Geräuschkomforts und des Drehmomentverlaufs haben dramatische Ausmaße zu Ungunsten von Opel angenommen.

Aggressive Stimmung

Die Arbeitnehmer reagierten auf die angekündigte Schließung des Werkes empört und wütend. Die Stimmung sei aggressiv gewesen, berichteten Teilnehmer der Versammlung, auf der die Entscheidung bekanntgegeben wurde. "Eine Kampfansage an die Beschäftigten", hieß es in einer ersten Stellungnahme der IG Metall zu den Plänen. Die Arbeitnehmer würden nun alle Optionen prüfen, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Nach der Belegschaftsversammlung verließen viele der rund 2300 Mitarbeiter wortlos das Kongresszentrum. Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel kündigte Widerstand an: "Wir werden auch nach 2016 in Bochum Autos bauen." Er verlangte, das Aus der Getriebefertigung in Bochum zu revidieren. "Wie soll ich denn zukünftig eine Komponentenproduktion einrichten, wenn ich heute schon einen wichtigen Teil schließe", sagte Einenkel der dpa. Die Getriebefertigung mit rund 300 Beschäftigten sollte zunächst 2011 schließen, nach aktuellen Planungen 2013, eventuell etwas später.

Reaktionen aus der Politik

Auch in der Linkspartei ist das Ende des Autobaus im Bochumer Opel-Werk auf Unverständnis gestoßen. "Die Begründungen sind mehr oder weniger lächerlich", sagte der Co-Parteivorsitzende Bernd Riexinger am Montag in Berlin. "Es sind hier klare Managementfehler gemacht worden über Jahre." Diese Fehler würden erneut auf dem Rücken der Belegschaft ausgetragen. Der derzeit amtierende Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) lehnte staatliche Hilfen für Opel dagegen ab. Er bezeichnete das geplante Aus für die Autoproduktion 2016 in Bochum am Montag als bedauerlich. "Trotzdem kann Politik hier nicht einspringen. Es ist nicht Aufgabe des Staates, hier dem Unternehmen durch staatliche Hilfen finanziell zumindest kurzzeitig aus der Patsche zu helfen", sagte Rösler in Berlin. Der Rheinischen Post sagte er, dass jetzt Land und Stadt gefragt seien, eine Zukunftsperspektive für Bochum zu schaffen. Die Arbeitsagenturen würden alles tun, um den Beschäftigten zu helfen.

(mit Material der dpa) (mfz)