Der Renault Talisman ist knapp kalkuliert

Faircar

Der Renault Laguna war zum Schluss hinsichtlich seines Erfolges nur noch ein Schatten seiner selbst. Mit dem Nachfolger dürfte es steil aufwärts gehen, zumal Renault den Kunden finanziell weit entgegenkommt: Der Talisman wird ein fair kalkuliertes Auto

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Von
  • Martin Franz
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München, 8. Januar 2016 [–] Renault hat ist in der Mittelklasse in einer beneidenswerten Lage. Denn der neue Talisman wird die letzten Verkaufszahlen des Laguna wahrscheinlich deutlich übertreffen, was nicht allzu schwer sein wird, war doch der Laguna zum Schluss hinsichtlich seines einstigen Erfolgs nur noch ein Schatten seiner selbst. Sein Nachfolger ist optisch gelungen, meinen wir. Und auch bei den Preisen legt Renault dem Newcomer keine Steine in den Weg. Der Talisman gehört zu den günstigsten Angeboten seiner Klasse, wie die nun veröffentlichte Preisliste zeigt.

Fast alle automatisch

Renault bietet den Talisman zum Start mit fünf Motoren und drei Ausstattungslinien an. Die beiden Benziner leisten 150 und 200 PS und sind nur mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben. Die Dieselmotoren leisten 110, 130 und 160 PS. Der Basisdiesel ist nur mit Schalt-, der stärkste Selbstzünder nur mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe zu haben. Nur beim 130-PS-Diesel hat der Kunde aktuell die Wahl zwischen Schalt- und DK-Getriebe. Weitere Motoren oder Getriebe sind nach aktuellem Stand vorerst nicht geplant. Im Laufe seiner Bauzeit dürfte der Talisman aber mindestens noch einen alternativen Antrieb bekommen – alles andere wäre höchst erstaunlich.

Opulente Basis

Die drei Ausstattungslinien heißen „Life“, „Intens“ und „Initiale Paris“. Das mit 27.950 Euro günstigste Modell ist die Talisman-Limousine in der Version Life mit dem 110-PS-Diesel. Damit unterbietet er einen VW Passat 1.6 TDI um mindestens rund 700 Euro, wobei das nur die halbe Wahrheit ist. Denn was Renault dem Basis-Talisman mit auf den Weg gibt, hat zum Teil nicht einmal die teuerste Ausstattungslinie des Passat inklusive. Ein kleiner Auszug: Navigationssystem, Digitalradio (DAB+), Soundsystem, multifunktionales Tacho-Display, elektrisch einstellbarer Fahrersitz, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, schlüsselloses Zugangssystem, 17-Zoll-Alus. Die Frage, was da die beiden teureren Linien zusätzlich bieten, ist ebenso schnell beantwortet wie ihre Notwendigkeit. Intens bringt für 2900 Euro mehr noch Dinge wie Sitzheizung, größere Räder (18 Zoll) und einen größeren Bildschirm in der Mittelkonsole mit. Letzterer wird dann vertikal statt wie im Basismodell horizontal eingebaut. Der einzige größere Posten in der zusätzlichen Intens-Serienausstattung sind die LED-Scheinwerfer.

Da scheint der Schritt für nochmals knapp 6000 Euro mehr zum Topmodell Initiale Paris sinnvoller. Die lässt sich allerdings nur mit dem jeweils stärksten Diesel und Benziner kombinieren. Für diese beiden gibt es dann die Basisausstattung nicht, was schade ist. „Initiale Paris“ bedeutet unter anderem das adaptive Fahrwerk, Allradlenkung, 19-Zoll-Felgen, Bose-Soundsystem, Sitze in Nappaleder, Head-up-Display und ein paar Assistenten. Der teuerste Talisman kostet ohne weitere Extras 41.000 Euro, der Kombi Grandtour noch einmal 1000 Euro mehr. Angesichts der Serienausstattung erinnert das an japanische Preispolitik aus den 1980er-Jahren. Dabei machte der Talisman bei einer ersten Probefahrt keineswegs ein Eindruck, mit Gewalt verramscht werden zu müssen, auch wenn die Verarbeitung hier und da noch besser werden kann.

Die Liste der einzeln angebotenen Extras ist viel kürzer als bei deutschen Konkurrenten. Leider folgt auch Renault dem Weg der Gegnerschaft und verwehrt dem Basismodell einiges, was es für die teuren Linien gegen Zuzahlung oder ohne Aufpreis gibt. Dazu gehören beispielsweise der Notbremsassistent, die Warner vor Autos im toten Winkel und vor zu geringem Abstand, Rückfahrkamera, Head-up-Display und Bose-Soundsystem – alles nicht für die günstigste Ausstattung. Für alle gibt es dagegen ein großes Glasschiebedach, das sich auch öffnen lässt. Chapeau von uns, denn so etwas kommt langsam aus der Mode. An einer Stelle hätte Renault die Volkswagen-Konkurrenz dagegen nicht kopieren müssen: Der einzelne CD-Player sitzt im Handschuhfach. Wie gut, dass der Kunde sich den sparen kann – und sogar dann noch 220 Euro weniger bezahlt.