Reportage: Prototypenerprobung VW I.D.

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Während die Basisversion mit wohl rund 110 kW / 150 PS und 300 Nm auf 19-Zöllern rollt, ist der Testwagen mit dem größeren 20-Zoll-Radsatz unterwegs, der einen Durchmesser von 705 Millimetern hat. „Für unsere größeren Modelle wie die SUV mit Allradantrieb sind sogar bis zu 750 Millimeter Raddurchmesser drin“, erläutert Frank Welsch, „auch das ermöglicht die neue MEB-Plattform, die wir vielfältig skalieren können.“ Der Entwicklungsvorstand, der vor gut drei Jahren von Skoda zu Volkswagen kam, war bei der Entstehung der Elektrofamilie von Anfang an dabei. „Derzeit beschäftigen wir uns in der Entwicklung zu rund 40 Prozent mit den I.D.-Modellen. Einiges müssen wir immer wieder neu testen, da wir nicht wie beim MQB auf entsprechende Grundlagen zurückgreifen können.“ Überaus dynamisch beschleunigt das elektrische Integrationsstufenfahrzeug aus geringen und mittleren Tempi.

Handling gut, Abrollgeräusch okay

Lenkung, Bremsen und Fahrwerk machen beim Erprobungsfahrzug, das seine schwarze Kunststoffheckklappe hinter weiß-schwarzer Folie verbirgt, einen guten Eindruck. Selbst Wind- und Abrollgeräusche passen angesichts des groben Fahrbahnbelags. Das Platzangebot des Neo ist deutlich besser als beim ähnlich dimensionierten Golf. Grund ist der ohne Verbrennungsmotor rund zehn Zentimeter längere Radstand , der das Armaturenbrett deutlich nach vorne rutschen lässt und wertvolle Zentimeter im Fond freimacht.

In seinem Aufbau geht der I.D. Neo einen anderen Weg als der BMW i3. „Der Wagen besteht zu 99 Prozent aus Stahl“, sagt Frank Bekemeier, „Aluminium und andere Komponenten wurden in erster Linie in den Crashstrukturen verbaut. Das Thema Gewicht ist nicht derart entscheidend, auch weil wir davon bei der Rekuperation profitieren und das maximale Drehmoment vom Start anliegt.“

Welsch und Bekemeier sind unzufrieden mit den Reifen, die zu laut abrollen, das Head-Up-Display strahlt unter der südafrikanischen Sonne noch nicht hell genug und dann gibt es noch diese kleine Anfahrschwäche beim Ampelstart. Hier muss man kurzfristig noch einmal an die Leistungselektronik ran. Zufrieden sind sie mit den Pouch-Zellen des Akkupakets. Die kleine Anzeige ist auch nach längerer Fahrt nicht einmal auf 50 Prozent und zeigt noch über 140 Kilometer an. Das Akkuthema scheint man bereits im Griff zu haben.

Der Fahrer kann die Fahrstufen ähnlich des BMW i3 über einen Wählhebel rechts vom Instrumentendisplay einlegen. In Fahrstufe D rollt man auf der Landstraße lässig vor sich hin, während die B-Stellung mit kräftigerer Rekuperation das Einpedalfahren unterstützt.

Nach dem Marktstart sollen Modelle wie der I.D. Neo daheim nicht nur über einen Stecker, sondern auch induktiv geladen werden können – mit bis zu 11 kWh. Das wäre die Hälfte von dem, was eine heimische Ladebox bringen soll. An Hochgeschwindigkeitsladesäulen sollen etwa 120 kW möglich sein, doch auch daran wird noch eifrig geprobt. (fpi)