Schwaben-Raubzug: die neue Mercedes A-Klasse

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Nun wird der A-Klasse-Käufer nicht plötzlich um Jahrzehnte jünger, nur weil Mercedes den Wagen rund 18 Zentimeter flacher gemacht und optisch vitalisiert hat. Rund 20.000 Euro für die Einstiegsvariante schütteln 19-Jährige nur dann lässig aus dem Ärmel, wenn sie von Beruf wahlweise Fußballprofi oder Sohn sind. Aber der vermeintliche Jugendwahn der Stuttgarter könnte ein wohldurchdachtes Ergebnis von globalisiertem Denken sein, wie die Stationen bis zur Markteinführung zeigen: Mit der Vorstellung der Serienversion auf dem Genfer Salon liegt Mercedes ein sattes halbes Jahr vor der Markteinführung im September – genug Zeit, um kräftig die Werbetrommel zu rühren und möglicherweise zu verhindern, dass Kaufwillige unterdessen zu Wettbewerbsmodellen gegriffen haben. Wie etwa BMWs 1er, jüngst in zweiter Generation erneuert, oder Audis A3, der zufälligerweise am gleichen Genf-Vorabend ein paar Kilometer weiter präsentiert wird. So peilt Schmidt "mindestens 50 Prozent Eroberungsrate" für das neue Kompaktmodell an – Käufer, die zuvor BMW, Audi oder auch VW gefahren sind.

Jugend von Welt

Den hiesigen Platzhirschen im Bereich der teuren Kompakten ein Schnippchen zu schlagen, ist Mercedes aber nicht genug. Durchaus aufwendig hat die Stern-Marke bereits im vergangenen Jahr mit der A-Klasse-Studie ihre Fühler nach China und Amerika ausgestreckt. Fast zeitgleich stand der Wagen in Shanghai und New York. "Die Resonanz war überwältigend", erinnert sich Schmidt an die Präsentation in den nagelneuen Verkaufsräumen in Manhattan. Das "Wow" auf den rassigen Kompakten aus den Kehlen der potenziellen US-Kundschaft hatte die Entscheider in Stuttgart beeindruckt. Und die eigener Marktanalyse tut ihr übrigens dazu: Von rund 6,5 Millionen Autos (2011) bis auf mehr als zehn Millionen soll das Segment der Edelkompakten binnen zehn Jahren wachsen.

Einen guten Teil seiner A-Klasse wird Mercedes dann wohl in China verkaufen. Benedikt Höwedes und Mario Götze könnten bis dahin Familie haben und ihre Laufbahn wird sich dem Ende nähern. Sie haben die 30 überschritten und werden dann ähnlich alt sein wie der durchschnittliche chinesische Mercedes-Käufer – oder aus Sicht des deutschen Marktes ähnlich jung. Und für jene Käufer, die nicht mehr ganz so jung sind, hat Mercedes noch die B-Klasse. (imp)