Die Deutsche Umwelthilfe fordert neue Sicherheitsanalysen des Kältemittels

Sind Klimaanlagen mit dem Kältemittel 1234yf gefährlich?

Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert weiter die Verwendung des Kältemittels R 1234yf in Klimaanlagen. Auch der Verband der Berufsfeuerwehr hat Bedenken, weil das Mittel leicht entzündlich ist

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Berlin, 15. Februar 2012 – Autoklimaanlagen bergen nach Einschätzung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) weiterhin unabwägbare Gefahren: Das neue chemische Kältemittel 1234yf – von der Autoindustrie als Nachfolger des klimaschädlichen Mittels R 134a favorisiert – sei leicht entflammbar und setze bei der Verbrennung hochgiftige Flusssäure frei, warnte die DUH heute in Berlin. Nach einem Autounfall oder Motorbrand könnten somit Unfallopfer, aber auch Helfer in Gefahr geraten. Auch der Verband der Berufsfeuerwehr schloss sich der Kritik an. Gegebenenfalls könne Hilfe künftig nur in besonderen Spezialanzügen geleistet werden, sagte Vorstand Andreas Thöne. "Wir verlangen die Veröffentlichung von Testreihen und Sicherheitsanalysen sowie neue Versuche unter realistischen Bedingungen."

Maximal 150 GWP

Die Klimaanlagen aller Fahrzeugmodelle, die nach dem 1. Januar 2011 eine EG-Typgenehmigung bekommen haben, müssen mit Kältemitteln befüllt werden, die ein Treibhauspotenzial (Global Warming Potential) von 150 GWP nicht überschreiten. Das bedeutet, sie dürfen nicht mehr als 150-mal klimaschädlicher sein als Kohlendioxid (CO2) mit einem GWP-Wert von 1, sagt Eva Lauer von der Deutschen Umwelthilfe. Das Treibhauspotenzial des alten Mittels R134a liegt laut Lauer mit 1430 GWP deutlich über dem Grenzwert, das von 1234yf mit 4 GWP deutlich darunter.

Allerdings stockt seine Produktion den Angaben zufolge unter anderem, weil an neuen Produktionsorten in China Umweltauflagen für giftige Zwischenprodukte nicht erfüllt werden. "Wer den bisherigen Klimakiller R 134a mit dem im Brandfall akut lebensbedrohenden Chemiecocktail ersetzt, treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus", befand DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Autohersteller hätten sich für das chemische Kältemittel 1234yf als Ersatz für das klimaschädliche R 134a entschieden, obwohl Autoklimaanlagen mit dem natürlichen Kältemittel CO2 bereits serienreif entwickelt seien, kritisiert die DUH.

Zwei Studien sind zu wenig

Auch von ganz anderer Seite kommt Kritik an dem neuen Kältemittel. Im Januar berichteten die VDI-Nachrichten, dass der der "ausgewiesene Experte" Andreas Kornath, Chemie-Professor an der LMU in München, das Kältemittels R 1234yf in Autoklimaanlagen nicht nur für gefährlich halte, sondern auch aus Gründen des Klimaschutzes für nicht sinnvoll. Kornath, der früher selbst beim Chemiekonzern DuPont geforscht habe, kritisierte demnach, dass es weltweit nur zwei unabhängige Studien über das Kältemittel R-1234yf gebe.