Mercedes stellt die sechste S-Klasse vor

Spitzensteuer

Mercedes erhebt mit der nächsten S-Klasse wieder einmal den Anspruch, das beste Auto der Welt zu bauen. Doch den guten Vorgänger zu übertreffen wird nicht einfach. Wir zeigen, was sich Mercedes dafür einfallen lassen hat

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Von
  • Martin Franz
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Stuttgart, 16. Mai 2013 – Wie einfach war es für Entwickler früher, mit einem Modellwechsel neue Bestwerte zu setzen. Heute sind die Abstände so gering geworden, dass es immer komplizierter wird, den Vorgänger deutlich in den Schatten zu stellen. Das gilt für die Luxusabteilung im Automobilbau noch mehr als bei den kleinen Modellen. Mercedes erhebt mit der nächsten S-Klasse erneut den Anspruch, das beste Auto der Welt zu bauen. Die Mittel dafür: eine äußerlich eher schlichte Eleganz, höchste Wertanmutung und eine schier endlos lange Liste von Gimmicks für Komfort und Sicherheit.

Lang als Basis

Zum ersten Mal in der Geschichte der S-Klasse stand die Limousine mit dem langen Radstand im Zentrum der Entwicklung, die normale Version wurde davon abgeleitet. Das liegt zum einen daran, dass die S-Klasse von nun an die Limousinen der eingestellten Marke Maybach ersetzt. Außerdem verkauft sie sich besonders in Asien sehr gut. Dort wird die Nobelkarosse, anders als in Europa und Nordamerika, hauptsächlich als Chauffeursfahrzeug genutzt. Die logische Folge ist die Konzentration auf die Langversion und eine ganze Reihe an Neuerungen, die speziell den Komfort und die Sicherheit der Passagiere im Fond betreffen.

Im Dialog

Den Innenraum und die damit verbundenen Gimmicks haben wir vor einigen Wochen schon ausführlich vorgestellt. Zwei große Displays im Armaturenbrett informieren den Fahrer über alles Relevante und lassen sich höchst individuell konfigurieren. Navigationssystem, Radio und Telefon lassen sich auf Wunsch per Sprachsteuerung bedienen. Neu ist in der S-Klasse die Möglichkeit, sich SMS und E-Mails vorlesen zu lassen. Ein Navi ist serienmäßig. Serienmäßig sind auch schwarze Stoffsitzbezüge, die Extraeinnahmen für Ledersitze dürften Mercedes bei fast allen Verkäufen sicher sein. Fans feiner Klänge dürfen sich auf zwei Soundsysteme von Burmester freuen. Das High-End 3D-Surround-Soundsystem ist mit knapp 7500 Euro allerdings selbst in dieser Klasse heftig teuer, zumal es nur in Verbindung mit weiteren Extras zu haben ist. Ob wirklich jeder S-Klasse-Fahrer mit hohen Ansprüchen in dieser Richtung auch ein Panoramaschiebedach haben möchte?

Sicher? Sicher!

Der Luxusliner bringt beim Thema Sicherheit selbstverständlich alles mit, was die Marke derzeit zu bieten hat. Die S-Klasse kann Fußgänger erkennen, selbstständig bremsen, drohende Heckkollisionen erahnen, teilautonom Staufolgefahren, belegte Nachbarspuren erkennen, das Fernlicht abblenden, Mensch und Tier dank Wärmebildkamera in völliger Dunkelheit ausfindig machen und vieles mehr.

Auch dem Thema Licht hat sich Mercedes intensiv gewidmet. Die S-Klasse, so vermeldet man stolz, sei das erste Auto, das ohne eine einzige Glühlampe auskommt. Insgesamt sind fast 500 LEDs eingebaut, davon rund 300 im Innenraum. Das soll nicht nur für eine dem Tageslicht ähnliche Farbtemperatur sorgen, sondern auch den Energiebedarf auf ein Viertel des sonst Nötigen reduzieren.

Scan-Fahrwerk

Als erstes Auto der Welt kann die neue S-Klasse Bodenwellen im Voraus erkennen. Stellt „Road Surface Scan“ Unebenheiten mit Hilfe der Stereokamera fest, regelt „Magic Body Control“ das Fahrwerk blitzschnell darauf ein. Dieses Fahrwerkssystem ist allerdings zunächst nur für den S 500 erhältlich. Serienmäßig besitzt die S-Klasse das Adaptive Dämpfungssystem „ADS Plus“ und die Luftfederung Airmatic, die weiterentwickelt wurde.

Das Problem mit dem Kältemittel in der Klimaanlage hat Mercedes mit einer gewissen Schlitzohrigkeit umgangen. Befüllt ist die Anlage in der S-Klasse weiterhin mit R134a. Möglich wurde das, weil die Schwaben die neue Generation als „Modellerweiterung“ beim Kraftfahrtbundesamt angemeldet haben. Damit wurde keine komplett neue Homologation erforderlich, die eine Befüllung mit dem umstrittenen Mittel R1234yf nötig gemacht hätte. Damit ist das Problem zwar nicht vom Tisch, doch zumindest gewinnt Mercedes im Streit mit der EU etwas Zeit.

Vier Motoren

Die S-Klasse wird zunächst mit vier Motoren angeboten. Das stärkste Modell wird der Achtzylinder mit 455 PS im S 500, Basismodell ist der S 350 mit einem 258-PS-Sechszylinder-Diesel. Er ist im NEFZ mit 5,5 Litern angegeben. Diesen Wert unterbietet der S 300 BlueTEC Hybrid mit 4,4 Litern noch einmal. Dafür muss der Kunde mit einem Vierzylinder-Diesel, der 204 PS leistet, auskommen. Unterstützt wird diese Version von einem Elektromotor, der 20 kW leistet. Der kommt auch im S 400 Hybrid zum Einsatz, der hauptsächlich von einem V6 mit 306 PS angetrieben wird. Der ist mit 6,3 Litern im NEFZ angegeben. Weitere Motoren dürften noch im Laufe des Jahres folgen. Sämtliche Motoren erfüllen die Euro-6-Abgasnorm. Bei den Händlern steht die Luxuskarosse ab diesem Sommer, der Einstiegspreis für den S 350 BlueTec mit kurzem Radstand liegt bei 79.790 Euro.