Kältemittel R1234yf: EU-Kommission will hart bleiben
Die EU-Kommission will im Streit um das neue Kältemittel in Auto-Klimaanlagen hart bleiben. Der Autobauer Daimler, der das neue Mittel R1234yf nicht verwenden will, muss im Extremfall befürchten, dass Autos, die noch mit R134a befüllt sind, keine Zulassung mehr bekommen
- Martin Franz
Im Streit um das neue Kältemittel für Klimaanlagen in Autos lässt die EU-Kommission den Autobauer Daimler weiter zappeln. „Das Gesetz ist für alle gleich“, sagte der zuständige EU-Industriekommissar Antonio Tajani der Süddeutschen Zeitung am Dienstag. Die Stuttgarter weigern sich, das neue Kühlmittel R1234yf für Klimaanlagen einzusetzen, das bei eigenen Crashtests in Flammen aufging. Damit verstoßen sie aber gegen EU-Recht. Eine Ausnahmeregelung für den Konzern hat Brüssel bereits abgelehnt.
Auch einen nationalen Alleingang Deutschlands schließt Tajani aus: „Sobald ich Informationen darüber erhalte, dass Fahrzeuge mit dem alten Mittel in einem EU-Staat zugelassen werden, sehe ich mich gezwungen, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen diesen Staat anzustrengen“, sagte er der Zeitung. Bisher seien ihm aber offiziell keine Verstöße gemeldet worden. Dabei füllt Daimler weiterhin die alte Chemikalie R134a in seine Autoklimaanlagen. Künftig will Mercedes auf Kohlendioxid (CO2) als Kältemittel setzen - ein Weg, dem sich inzwischen auch Volkswagen und BMW angeschlossen haben. Opel hat dagegen bei einem Crashtest Anfang April festgestellt, dass sich das Kältemittel trotzdem es in der Nähe vom heißen Abgaskrümmer ausgetreten ist, nicht entzündet.
Laut der EU-Regel dürfte Daimler das bisher verwendete Kältemittel R134a in seinen neuen Modellen aber nicht mehr verwenden. Deswegen müssten unter anderem die aktuelle A-Klasse und auch die neue S-Klasse, die im Mai Premiere hat, mit der neuen Substanz ausgestattet werden. Diese lehnt Daimler aber wegen Brandgefahr vehement ab. Im Extremfall könnte der Konzern mit seinem Boykott allerdings die Zulassung für diese Modelle verlieren. Die Stuttgarter setzen aber auf eine Einigung mit Brüssel und warten unter anderem auf eine Risikobewertung des zuständigen Kraftfahrtbundesamts. Das soll die mögliche Gefährdung durch das neue Kältemittel einschätzen. Auch Brüssel hatte eine solche Analyse von offizieller Stelle gefordert. (mit Material der dpa) (mfz)