Teslas Flash-Fehlkonstruktion

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Doch nach einigen System-Updates ist der 8 GByte große Flash-Speicher der MCU1 so voll, dass dazu kein Raum bleibt. Die einfachste Abhilfe besteht also darin, einen größeren Speicher aufzulöten und einzulernen, sodass Wear Leveling wieder funktioniert. Elon Musks knappes „Should be much better now“ ist so zu verstehen, denn das System-Logging bleibt auch in den neuesten Versionen der Software eingeschaltet. Das bedeutet, dass irgendwann auch die MCU2 mit ihrem größeren Speicher betroffen sein wird, wenn Tesla nichts am Logging ändert. Das hat zwei Gründe. Erstens sind ständige Schreibvorgänge auf Flash immer ein Problem im Embedded-Bereich, in dem die Geräte lange Zeit unter schwierigen Umweltbedingungen halten sollen. Und zweitens wird sich auch in der MCU2 mit jedem Update, jeder Funktionserweiterung der nötige Platz für die Systemdateien vergrößern, was stetig weniger Platz fürs Wear Leveling lässt.

Keinen Nutzen

Warum Tesla das Problem nicht behebt, ist unbekannt. Das System-Logging hat auf einem Endbenutzer-Produkt keinen Nutzen. Niemand wertet diese Daten aus, auch keine Maschine. Die tatsächlich verwendeten Fahrzeug-Log-Daten speichert Tesla auf eine entnehmbare SD-Card. Der schlaueste Weg, die Ursache zu beheben, liegt also darin, das System-Logging abzuschalten, wie es Phil Sadow tut. Andere haben damit experimentiert, die Logs auf ein RAM-Drive umzuleiten, was aber kostbaren Arbeitsspeicher kostet. Es würde auch nichts fehlen, wenn man den Datenmüll auf das Null-Device (/dev/null) leitete.

Was kann ich tun?

Wenig. Tesla orientiert sich an der restlichen Automotive-Branche in Sachen „Kunde repariert selber“. Die wenigen US-Bastler haben sich all ihr Wissen in hartem Reverse Engineering erarbeiten müssen. Autohersteller wollen aus verschiedenen Gründen nicht, dass Endkunden selber Autos reparieren. Noch weniger wollen sie Informationen über ihre Technik preisgeben, am wenigsten über ihre Software-Technik. Es gibt zwar seit März 2019 einen (kostenpflichtigen) Online-Zugriff auf die Werkstattbücher bei Tesla, eine Reparatur von Elektronik sieht der Hersteller darin jedoch nicht vor.

Es bleibt nur der teure Tausch einer defekten MCU. Im März 2018 kündigte Elon Musk ein mögliches Update von älteren MCUs auf die MCU2 an. Da die neuere Einheit mehr Speicher hat, hält sie dem Logging-Beschuss länger stand. Bis jetzt gibt es aber diesen versprochenen Update-Pfad noch nicht. Tesla könnte das ursächliche Problem mit vernachlässigbarem Aufwand lösen, indem die Ingenieure das System-Logging abschalten. Den deutschen Endkunden bleibt derzeit nur die Hoffnung auf ein Update, das eben das tut.

Update: Mit dem Firmware-Update 2019.32.12.7 hat sich die Anzahl der Logging-Einträge in der MCU1 offenbar stark reduziert.

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(cgl)