Test: Alfa Romeo Giulia 2.2D

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Die Fahrprofile des DNA-Reglers (Dynamic, Normal, Allweather) unterstützen dabei in verschiedenen Routenabschnitten, ohne dass man sie zwingend bräuchte. Die reine Freude am Fahren zelebriert die Giulia noch besser als das der 3er BMW kann. Der bayerische Platzhirsch hat der Giulia aber den ruhigeren Geradeauslauf voraus. Freunde nüchternen Fahrkomforts, die sich in ihrem Auto auch wünschen, abgekoppelt und gepampert zu werden, sollen sich eine C-Klasse kaufen. Die Giulia ist die ungefilterte Spaßnatur. Man ertappt sich, mit ihr unnötige Umwege zu machen.

Zu viele Stickoxide

Sogar der Verbrauch geht für das Gebotene in Ordnung. Mit 6,3 Litern Testverbrauch kann man angesichts der flotten Fahrweise, zu der die Giulia animiert, leben. Ein Minimalverbrauch von 5,5 Litern ist möglich, das freudige Wesen der Giulia kann man so aber nur sehr eingeschränkt genießen. Die 4,7 Liter NEFZ-Verbrauch die Alfa angibt, erscheinen ohnehin illusorisch. Trotz des kleinen 52-Liter-Tanks sind aber in der Praxis gut 800 km Reichweite möglich. Schade ist nur, dass die Giulia auf einen SCR-Kat mit AdBlue-Einspritzung verzichtet. Der Stickoxid-Ausstoß ist leider viel zu hoch, wie der ADAC bei der technisch weitgehend identischen 180-PS-Version im Test vom Juni 2017 herausgefunden hat. Das ist ein grobes Foul. Hier ist schnelle Nachbesserung geboten.

Ungewohnt teuer

Auch die Preise sind für Alfa-Verhältnisse gewöhnungsbedürftig hoch. Die günstigste Möglichkeit, eine Giulia zu fahren, bietet ein 180 PS starker 2.2D mit Hinterradantrieb und Sechsgang-Schaltgetriebe für 37.600 Euro. Der getestete Veloce mit 210 PS, Automatik und Allradantrieb kostet 46.800 Euro. Da sind dann auch Dinge wie Lederpolsterung, elektrisch verstellbare Sportsitze mit Memory für den Fahrer und Bi-Xenon-Scheinwerfer im Ausstattungsumfang enthalten. Bei Alfa kosten Xenon-Scheinwerfer immer noch Aufpreis und LED-Scheinwerfer sind nicht verfügbar.

Auch die Assistenzsysteme sind mit serienmäßigem Spurhalte-Assistent, optionalem Totwinkelassistent und ACC für die Fahrzeugklasse nicht auf der Höhe dessen, was die deutsche Konkurrenz zu bieten hat. Autonom fahren würde ein Alfista aber ohnehin niemals wollen, nicht mal in die Parklücke. Auch auf ein Head-up-Display kann man verzichten. Der Testwagen mit absoluter Vollausstattung kam auf gut 59.000 Euro. Das ist viel Geld für einen Alfa. Doch die Giulia ist den Preis in meinen Augen wert. Sie ist der beste Alfa seit den 70er-Jahren und trägt ihren großen Namen zu Recht. Vielleicht ist dieser Marchionne doch nicht so schlecht ...

Die Kosten der Überführung wurden von Alfa Romeo übernommen, jene für Kraftstoff vom Autor. (chlo)