Test: BMW i8 Roadster

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„Ist das ein Prototyp – und wann kommt der auf den Markt?“, fragt ein gut gekleideter Herr auf einem Parkplatz an der Autobahn A27. Der BMW i8 Roadster weckt bei vielen Menschen die Neugierde. Die Antwort: Diese offene Variante ist seit Mai 2018 erhältlich, der i8 als Coupé dagegen schon seit 2014. Bei der Weiterfahrt Richtung Cuxhaven startet der BMW elektrisch. Erst auf dem Beschleunigungsstreifen springt der Verbrennungsmotor an, und mit Macht geht es nach Norden.

Der BMW i8 Roadster ist eine faszinierende Technikkomposition: Die Vorderachse wird von einem Elektromotor angetrieben. Er leistet jetzt 105 kW (143 PS) statt wie bisher 96 kW (131 PS). Die gestiegene Leistung ist das Abfallprodukt der höheren Batteriekapazität; analog zum i3 bekam das System andere Zellen. Im Ergebnis wächst die gespeicherte Energiemenge von 7,1 kWh brutto auf jetzt 11,6 kWh. Die Reichweite im Modus e-Drive beträgt im Normzyklus 53 Kilometer, wovon 40 km ohne Verrenkungen real erreichbar sind.

Elektrischer Cruiser, effizienter Sportwagen

Im Sommer wird der i8 Roadster so zum Cruiser. Wer den Schalter zum Öffnen des Dachs sucht: Er ist in einem Fach vorm Schalthebel untergebracht. Bei geschlossenem Verdeck wiederum kann die Heckscheibe über einen Knopf neben dem Innenspiegel separat versenkt werden. Das war während des Testzeitraums die angenehmste Position. Frischluft strömt herein, dazu ist die akustische Abschottung von der Außenwelt geringer: Angenehm.

Wenn die Kapazität der Batterie erschöpft ist oder nicht bewusst der e-Drive Modus gewählt wurde, fährt der i8 hybridisch. Bei niedrigen Geschwindigkeiten oder geringer Last schweigt der Verbrennungsmotor, der vor der Hinterachse sitzt. Wenn er gebraucht wird, lässt ihn ein über zehn kW starker Startergenerator im Riementrieb an. Dieser hilfreiche Elektromotor kann auch Bremsenergie zurückgewinnen und außerdem mit über 100 Nm direkt auf die Kurbelwelle boosten.

Addition

Der Dreizylindermotor mit 1,5 Litern Hubraum überträgt seine Kraft über ein Sechsgang-Automatikgetriebe an die Hinterachse. Zur Leistung der vorderen E-Maschine kommen weitere 170 kW (231 PS) vom Verbrennungsmotor, woraus sich eine maximale Systemleistung von 275 kW (374 PS) ergibt. Eine direkte Addition ist keineswegs selbstverständlich, denn oft genug liegen die Spitzenleistungen von E- und Verbrennungsmotor bei unterschiedlichen Drehzahlen an.

374 PS sind genug, um den inklusive EU-Normfahrer 1670 kg schweren i8 Roadster in 4,6 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Das mag beim Autoquartett nicht mehr die Spitze des Möglichen sein, im Alltag gibt es aber nur wenig, die da mithalten können. Insbesondere im Sportmodus, der durch Ziehen des Schalthebels nach links aktiviert wird, beschleunigt der i8 wirklich sehr nachdrücklich.

Das Package aus guter Aerodynamik (cW 0,28 × A 2,15), hybridem Antriebsstrang und wegen der CFK-Karosserie erträglichem Gewicht trägt zu einem geringen Kraftstoffverbrauch bei. Für Plug-in Hybride geben wir bei heise/Autos immer auch den gesetzlichen Normwert an, der bei genau zwei Litern (entsprechend 46 g CO2/km) Superbenzin und 14,5 kWh Strom liegt. Die Mischformel ECE R101 ist allerdings weniger interessant als der tatsächliche, für die jeweilige Energiequelle auf 100 km hochgerechnete Konsum: Mit Ottomotor lag der Durchschnittswert bei 6,7 Litern. Minimal waren es im Überlandbetrieb vier Liter; wer unbedingt über zehn Liter erreichen will, muss entweder sehr schnell auf der Autobahn fahren oder sich weit jenseits des Erlaubten bewegen. Im Strommodus lag der Verbrauch bei 22 kWh / 100 km. Beide Werte sind sehr respektabel.

BMW i8, umgedreht

Die BMW Group bietet den gleichen Antriebsstrang in zwei Autotypen auch für Kunden an, die den Grundpreis von 155.000 Euro nicht zahlen können oder wollen. Nur um 180 Grad gedreht, also mit dem Verbrennungsmotor an der Vorder- und dem Elektromotor an der Hinterachse: Der BMW 225xe iPerformance Active Tourer ist ab 39.650 Euro zu haben, der Mini Countryman E All4 kostet ab 37.500 Euro. Beide liegen mit ihrer Systemleistung freilich deutlich unter dem i8. Der Benziner bietet dort 136 PS, der E-Motor 65 kW. Das ergibt eine Systemleistung von 165 kW (224 PS). Die beiden Modelle werden von Staat und Unternehmen mit 3000 Euro gefördert („E-Prämie“), weil sie im Gegensatz zum i8 Roadster einen Grundpreis von 60.000 Euro netto nicht überschreiten.

Eine gute Lösung im i8 Roadster sind die Flügeltüren. Sie sehen spektakulär aus und bringen einen praktischen Nutzen: In engen Parklücken ist das Aussteigen leichter, als es bei gleich langen konventionellen Türen möglich wäre. Es kann sich auch lohnen, mit offenen Flügeltüren zu rangieren, weil das menschliche Auge manchmal doch besser ist als die Rundum-Kameras und Sensoren. Auch das Einsteigen bereitet trotz der geringen Höhe von 1,29 Meter und des Schwellers mit Sichtkarbon keine Probleme.

Nicht für alle

Mit dem i8 Roadster hat BMW einen käuflichen Technologieträger geschaffen. Mehrere hundert Kunden haben sich 2018 in Deutschland für diese moderne Interpretation des BMW M1 entschieden. Sie haben ein Auto erworben, dass vom ersten Tag an klassisch und zugleich futuristisch ist. Normalmenschen werden sich gedulden müssen, wenn sie auf günstige Gebrauchtwagen hoffen: Das Preisniveau für frühe Coupes beginnt derzeit bei rund 70.000 Euro.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und die Überführung bezahlt. Der Autor hat die Fahrenergiekosten getragen.