Test: Jaguar E-Pace P200

Inhaltsverzeichnis

Leider handelt es sich dabei aber nicht um den einzigen Schönheitsfehler. Das Leder des Fahrersitzes weist bei unserem gut 11.000 km gelaufenem E-Pace schon Gebrauchsspuren auf, die Nähte des teilbelederten Armaturenbretts sind direkt im Sichtfeld von Fahrer und Beifahrer unsauber ausgeführt. Mit dem hohen Plastikanteil im Cockpit und bisweilen recht harten Übergängen zwischen Leder und Plastik liegt der Jaguar auf Klassendurchschnitt. Das zeigt, wie schamlos heutzutage das Wort „Premium“ verwendet wird. Als rühmliche Ausnahme blieb uns allenfalls der sauber verarbeitete Volvo XC40 im Gedächtnis. Bei Platzangebot und Kofferraumvolumen gehört der E-Pace zu den praktischeren Vertretern seiner Gattung. Auch die Fondpassagiere sitzen gut und der Kofferraum ist mit 577 bis 1225 Litern sehr groß. Mäkeln kann man höchstens an der hohen Ladekante.

Gewöhnungsbedürftige Bedienung

Wie bereits bei frühere Jaguar und Land-Rover-Modellen kam ich mit der Bedienung nicht gut zurecht. Zugegebenermaßen taten sich meine Kollegen da leichter. Selbst, wer sich eingearbeitet hat, findet Dinge wie die Eingabe eines Navigationsziels ohne Vorschlagliste noch nervig. Andere Bedienmöglichkeiten entpuppen sich jedoch als sehr praktisch. Zwei Beispiele: Das Navi schlägt automatisch den Punkt der letzten Abfahrt als Ziel vor und eine Darstellung des Zentraltouchscreens lässt sich völlig frei mit Anzeigen und Bedienfeldern konfigurieren, die man persönlich oft braucht.

Leider liegt der 10-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole etwas zu tief und ist bei Sonneneinstrahlung schlecht abzulesen. Auch die Grafik kann mit BMW, Audi und Mercedes nicht mithalten. Die Ablesbarkeit des aufpreispflichtigen 12,1-Zoll-Bildschirmkombiinstruments und insbesondere des in die Scheibe projizierten Head-up-Displays überzeugen jedoch. Auch die vielen Möglichkeiten, sowohl konservative Rundinstumente wie auch große, zusätzliche Grafiken in das Kombiinstrument einzublenden, erscheinen mir besser gelungen als bei dem neuen BMW Live Cockpit. Mit Mercedes und Audi kann Jaguar hier aber noch nicht ganz konkurrieren.

Anfahrschwäche

Mit dem Druck auf den Starterknopf fühlt man sich zunächst verunsichert. Man möchte den gut gedämmt schnarrenden Vierzylinder für einen Diesel halten. Als Selbstzünder wäre er höchst kultiviert. Unkultiviert ist er auch so nicht, man hat aber das Gefühl, als wäre hier ein eher hemdsärmeliger Motor sorgfältig weggedämmt. Beim Losfahren zeigt sich dann ein weiteres eher dieseltypisches Phänomen: Die Anfahrschwäche. Einem behäbigem Anfahren folgt ruckartige Beschleunigung. Katzenhaft elegante Bewegung sieht anders aus. Hier hat der Antriebsstrang aus Turbobenziner und Neungang-Wandlerautomatik noch Feinschliff verdient. Einen großen Sprung könnte der P200 auch bei der Effizienz noch machen. Ich bin mit hohem Stadtanteil nicht unter 10 Liter Verbrauch auf 100 km gekommen. Unser Testdurchschnitt lag bei 10,8 Litern. Absoluter Minimalverbrauch von Federgasfuß Martin: 8,3 Liter. Das ist viel zu viel.