Schönscheinwerfer

Test: Jaguar E-Pace P200

Premium-Kompakt-SUV wollen Image, vernünftige Effizienz, Praktikabilität und kompakte Abmessungen verbinden. In der Praxis zeigen sie jedoch oft Schwächen, die nicht ganz zu ihrem hohen Preisniveau passen. Ist der Jaguar E-Pace da anders?

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Jaguar E_Pace 25 Bilder
Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Premium-Kompakt-SUV wie der BMW X1, der Audi Q3 und der Mercedes GLA retten mit einer Kompromissformel für Glamourfaktor die Bilanzen ihrer Hersteller: Nicht zu groß, nicht zu teuer, aber SUV und von einer großen Marke. Vielleicht ist ja der Jaguar E-Pace ein Schuss Lebenselixier für dieses Segment. Bringt der Jaguar mit dem 200 PS starken Turbobenziner Fahrspaß und Chic in diese Fahrzeuggattung?

Die ersten Emotionen, die rüberkommen, sind bei mir durchaus positiv. In meinen Augen ragt der Kompakt-SUV wohltuend aus dem Parkplatz-Einerlei heraus – wie ein „Gesicht in der Menge“. Wo stammt nur dieser Slogan her? Ich vermute vom Fiat-Konzern, 80er oder 90er, vielleicht für den Fiat Ritmo oder Lancia Dedra. Beim E-Pace stimmt der Spruch insofern, als seine Front wie eine grinsende Katze wirkt. Die abgerundete, spitz nach hinten unten zulaufenden Hecklinie macht den Jaguar für mich schnittig. Dass die Briten dafür das Wort „Coupé“ nicht nötig haben, ist mir erst recht sympathisch. Für mich sortiert sich der E-Pace stimmig ins Jaguar-Portfolio.

Schon mit dem F-Pace haben es die Jaguar-Designer fertiggebracht, einen Jaguar-SUV so stimmig zu zeichnen, dass ich völlig vergaß, dass diese Fahrzeuggattung bis vor kurzem so markentypisch war wie ein Minivan für Ferrari. Aber wir reden hier von Design, das natürlich höchst subjektiv wirkt. Mein Kollege Martin empfindet Jaguar-SUV als Briketts ohne die früher sprichwörtliche Eleganz der Marke. Und natürlich: Wenn man mit SUV nichts anfangen kann, wird man auch die von Jaguar nicht lieben. Trotzdem finde ich, dass der E-Pace eleganter und eigenständiger gezeichnet ist als ein X1 oder ein Q3 und zusammen mit dem Volvo XC40 zu den ansehnlichsten Kompakt-SUV gehört.

Mit etwas Fummelei am Türgriff oder mit dem Druck auf den Schlüssel öffnet man die Fahrertür und schwingt locker auf den bequemen Ledersitz. Ich habe noch nie verstanden, warum nicht jeder Autohersteller einfach einen Knopf auf seinen Keyless-go-Türgriff setzt. Da drückt man dann drauf und das Auto sperrt auf oder zu. Beim Jaguar geht das leider nicht so einfach. Man muss im richtigen Winkel, mit dem richtigen Druck über eine Vertiefung am Türgriff streichen. Ein Glücksspiel.

Verarbeitungsschwächen

Auf dem elektrisch verstellbaren Sportsitz findet man hingegen sofort eine hervorragende Sitzposition. Das Hauptargument für einen SUV, gleich welcher Größe, leuchtet beim Einsteigen immer wieder ein. Leider macht der E-Pace schon beim Schließen der Tür unmissverständlich darauf aufmerksam, dass die Verarbeitung nach ähnlichen Erfahrungen im F-Pace und XF Sportbrake bei Jaguar nicht zu den besten im Segment gehört. Der gepolsterte, in die Armlehne integrierte Türgriff wackelt etwas. Nicht schlimm, finde ich. Dass es dabei aber auch noch knarzt, findet nicht nur Kollege Martin inakzeptabel. Sein zu seiner größten Freude kürzlich abgestoßener, fast 20 Jahre alter Ford Mondeo der zweiten Generation mit über 200.000 km auf der Uhr habe weder optisch noch haptisch hohe Qualität suggerieren können. Aber der Türgriff habe bis zum Schluss weder gewackelt noch irgendein Geräusch gemacht.